Der Moro-Reflex beim Baby


Von Windelprinz Redaktion -
           
Moro-Reflex bei Babys und Kleinkindern - was tun?
 © Antoni Shkraba / Pixabay - Moro-Reflex bei Babys und Kleinkindern - was tun?

Der Moro-Reflex ist ein frühkindlicher Reflex (auch: Klammerreflex oder Umklammerungsreflex), der nach seinem Entdecker, dem Kinderarzt Ernst Moro, benannt wurde. Er sorgt bei vielen Eltern für Verunsicherung. Dabei hilft es zu verstehen, dass dieser Reflex, wie auch viele andere Reflexe, ein Teil der menschlichen Evolution ist. Wir erklären in diesem Artikel die Hintergründe zum Moro-Reflex und geben Tipps, wie Eltern sich verhalten können.

Sicher hast du bei deinem Baby schon einmal folgendes beobachtet: Es reißt plötzlich ohne erkennbaren Anlass die Arme hoch. Der kleine Körper zuckt zusammen. Häufig sind die Beine gespreizt. Gleiches gilt für die kleinen Fingerchen. Die Anspannung des Körpers lässt schnell wieder nach. Dein Baby ballt dann die Hände zu Fäusten, als wollte es jemanden umklammern.

Dieses Phänomen tritt bei Neugeborenen und bei Babys im Alter bis zu sechs Monaten auf. In der Regel verschwindet es von selbst. Wenn du diese Situation bei deinem Baby beobachtest, hast du es mit hoher Wahrscheinlichkeit mit dem Moro-Reflex zu tun.


Bitte beachte: Dieser Artikel dient der Information. Er ersetzt jedoch keine individuelle Untersuchung, Diagnose oder Handlungsempfehlung durch den Kinderarzt.


Warum haben Babys den Moro-Reflex?

Gesicherte Erkenntnisse über die Gründe, die zu dem schreckhaften Anspannen des Körpers kommen, gibt es in der Medizin nicht. Man weiß aber, dass Reflexe evolutionsbedingt sind. Vor langer Zeit sicherten sie das Überleben. Heute wären sie nicht mehr notwendig, da das Überleben für ein Neugeborenes in unserer Gesellschaft die Regel ist. Es wird von seinen Eltern in einer sicheren Umgebung geschützt. Dennoch kennt der Körper die Reflexe. Sie erfolgen als Reaktion auf bestimmte Ereignisse. In der Forschung hat sich die Vermutung durchgesetzt, dass der Moro-Reflex einst bewirkte, dass sich das Baby besonders fest an seine Mutter klammerte. Das war notwendig, wenn die Mutter fliehen oder sich in einer Gefahrensituation verstecken musste. Die Annahme beruht darauf, dass das Baby vor dem Ende des Phänomens die Arme vor der Brust kreuzt. Wenn du es in diesem Moment auf dem Arm trägst, klammert es sich besonders fest an dich.

Wie du den Moro-Reflex bei deinem Baby erkennen kannst

Wenn das Baby urplötzlich zusammenzuckt machen Eltern sich Sorgen, dass etwas nicht in Ordnung sein könnte. Zurecht! Doch beobachte in solchen Fällen, ob folgendes zutrifft: Der kleine Körper zuckt zusammen, die Gliedmaßen versteifen sich für Bruchteile von Sekunden. Danach entspannt sich der Körper recht schnell wieder und die Fingerhaltung endet oftmals im Ballen der Hände zu Fäusten. Manchmal kann der Moro-Reflex vom Weinen oder einer starken Unruhe begleitet sein.

Dieser Reflex ist normal und tritt in den ersten Lebensmonaten bei vielen Babys auf. Wenn das Phänomen nur ganz kurze Zeit anhält und sich dein Baby ansonsten normal bewegt und verhält, solltest du unbesorgt sein und die Entwicklung weiter beobachten. Nachfolgend erfährst du einige Tipps, was du tun kannst, um dein Kind zu beruhigen.

Der Moro-Reflex ist in aller Regel harmlos und deutet nicht auf eine Erkrankung hin. Allerdings kann er zu Schlafproblemen führen. Bist du beunruhigt, kannst du deinen Kinderarzt bei deinem nächsten Besuch darauf hinweisen. Er untersucht dein Kind und erklärt dir die Gründe für das Auftreten des Moro-Reflexes. In den allermeisten Fällen steckt keine Erkrankung dahinter.


Gibt es Gründe für den Moro-Reflex?

In der Regel sind es bestimmte Situationen, die den Moro-Reflex auslösen. Eine plötzliche Unruhe wie das Zuknallen einer Tür, das Schreien eines Geschwisterkindes oder ein lautes Geräusch, das von draußen kommt, löst den Reflex aus. Dein Baby bekommt einen Schreck, das Gehirn assoziiert eine Gefahrensituation. Laut Annahme der Forschung versteift sich der kleine Körper, um sich besser an die Schutzperson anklammern zu können.


Moro-Reflex beim Baby - was tun?
 © Victoria M / stock.adobe.com - Moro-Reflex beim Baby - was tun?


Was kannst du tun, um dein Kind zu beruhigen?

Wenn du den Moro-Reflex an deinem Kind als Reaktion auf äußere Einflüsse häufiger beobachtest, gibt es einige Dinge, die du tun kannst, um dein Kind zu beruhigen.


Babytrage oder Tragetuch


Nutze eine Babytrage oder ein Tragetuch und trage dein Baby fest an deinem Körper. Dies ist auch innerhalb der eigenen vier Wände möglich und eine wichtige Empfehlung von Kinderärzten. Dein Kind spürt deine Nähe. Es wirkt beruhigend. Wenn du läufst oder kleine Tätigkeiten im Haushalt ausführst, nimmt dein Kind dies als sanftes Schaukeln wahr. Es fühlt sich geborgen, schläft in der Regel ein. Laute Geräusche oder andere Einflüsse von außen bereiten deinem Kind weniger Unruhe. Das Tragen ist für Babys evolutionsbedingt das Mittel der Fortbewegung. Die Nähe zur Mutter fördert die Bindung und kann dafür sorgen, dass die reflexartigen Situationen nicht mehr so häufig auftreten.


Sprich mit deinem Kind oder sing ihm etwas vor


Wenn dein Kind deine Stimme hört, ist dies eine vertraute Situation. Bereits im Mutterleib hat dein Kind deine Stimme und die Stimmen von engen Familienangehörigen vernommen. Dazu zählen der Vater, wenn er mit dir in enger Verbindung steht, und die Geschwisterkinder. Sprich ruhig und leise mit deinem Kind. Hilfreich kann es auch sein, wenn du deinem Kind etwas vorsingst.


Nutze eine Babywippe


Eine Babywippe oder Babywiege (zum Beispiel eine Feder- oder Hängewiege*) kann auf dein Kind beruhigend wirken. Sie erzeugt eine ähnliche Situation wie das Tragen im Tragetuch. Der schaukelnde Effekt hat eine positive Wirkung. Das gehäufte Auftreten des Moro-Reflexes kann sich vermindern.


Verschwindet der Moro-Reflex wieder?

In der Regel verschwindet der Moro-Reflex im Alter von drei bis vier Monaten. Bei einigen Babys tritt er bis zum sechsten Lebensmonat auf. Solltest du ihn auch im zweiten Lebenshalbjahr häufig beobachten, ist es empfehlenswert, einen Arzt zurate zu ziehen. In der Regel ist der Reflex harmlos, doch es ist sicherer, wenn du eine Erkrankung durch einen erfahrenen Kinderarzt ausschließen lässt.


Wenn der Moro-Reflex im Schlaf auftritt

Neugeborene und Kinder im ersten Lebenshalbjahr schlafen bis zu 18 Stunden am Tag. Dies ist für die Entwicklung wichtig und notwendig. Mit jedem Lebensmonat verringern sich die Schlafzeiten. Somit ist es normal, dass der Moro-Reflex plötzlich im Schlaf auftritt. Zuckt dein Baby sehr häufig schreckhaft zusammen, solltest du für eine besonders ruhige Schlafumgebung sorgen. Manche Hebammen empfehlen besondere Wickeltechniken, wie das Pucken, um den Moro-Reflex einzuschränken. Facharztkreise hingegen raten vom Pucken jedoch ab. Mehr dazu in unserem Artikel Babys pucken - gut oder schädlich?.

Nach Möglichkeit sollte dein Kind in den ersten Lebensmonaten nicht allein in seinem Zimmer schlafen. Nimm es mit in dein Schlafzimmer, aber stelle ein eigenes Kinderbettchen oder eine Babywiege zur Verfügung. Der Schlaf im Elternbett ist hingegen nicht ratsam. Dein Atem und deine leise Stimme, wenn du zu Bett gehst, wirken auf dein Baby beruhigend.


Persistierender Moro-Reflex - wenn er bis ins Erwachsenenalter auftritt

In seltenen Fällen verschwindet der Moro-Reflex im ersten Lebensjahr nicht. Er tritt bis ins Erwachsenenalter auf. Die Betroffenen leiden häufig darunter. In der Regel betrifft es Menschen, die in einem hohen Maße geräuschempfindlich sind. Der Körper reagiert auf diesen äußeren Reiz mit dem unangenehmen Zucken. Das kann auch Dritten auffallen. Es ist notwendig, dass du mit einem Arzt darüber sprichst. Durch spezielle Übungen im Rahmen der Physiotherapie oder der Ergotherapie lässt sich das Phänomen bessern. Im Idealfall verschwindet es ganz.


Der Moro-Reflex beim Baby
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