Die 8 Wachstumsschübe bei Babys


Von Windelprinz Redaktion -
           
Wachstumsschübe bei Babys
 © Shanice McKenzie / Pexels - Die 8 Wachstumsschübe bei Babys

Das erste Lebensjahr deines Babys ist von unglaublichen Entwicklungsschritten geprägt, die dir immer wieder aufs Neue zeigen werden, dass dein Baby ein kleines Wunder ist. Speziell in den ersten 55 Lebenswochen sind 8 charakteristische Wachstumsschübe zu beobachten.

Du möchtest als Vater oder Mutter genau Bescheid wissen, welche Phasen in der Entwicklung deines Babys auf dich warten? Dann lies hier weiter. Im folgenden Artikel erfährst du, wie du die typischen Wachstumsschübe erkennst und wie du dein Baby in jeder Phase optimal unterstützen kannst.


Bitte beachte: Dieser Artikel dient der Information. Er ersetzt jedoch keine individuelle Beurteilung des Entwicklungsstandes durch den Kinderarzt. Mehr dazu liest du hier: U-Untersuchungen - Info & Terminrechner


Die Zuordnung entsprechender Lebenswochen ist idealtypisch zu verstehen. So ähnlich zum einen gerade die ersten 14 Lebensmonate gesunder Babys verlaufen, kann es dennoch individuelle Abweichungen geben, die nicht unnatürlich sind. Früh- oder Spätgeburt, Krisen- oder Krankheitsphasen und individuelle Veranlagung können zu solchen zeitlichen Verschiebungen führen. Daher beschreiben wir dir die 8 Phasen auch in qualitativer Weise, damit sie erkennbar sind, wenn sie auftreten.

Die Bezeichnung "Wachstumsschübe", die sich etabliert hat, ist etwas irritierend. Es geht nicht primär um Körperwachstum und Längenzunahme, sondern um eine sprunghafte und qualitativ auffällige Entwicklungsphase kognitiver und motorischer Fähigkeiten. Entwicklungsschub bzw. Entwicklungsschübe trifft es eigentlich besser.


Anzeichen für einen Schub - und was du tun kannst

Erfahrene Eltern und professionelle Kinderpflegerinnen kennen die typischen Signale, die einen der erwähnten Wachstumsschübe ankündigen und dann auch oft begleiten. Schlaf: Das Baby schläft unruhig. Hunger: Manche Babys entwickeln mehr Hunger, andere Appetitlosigkeit. Reaktionen: Das Baby wirkt extrem sensibel, weint, schreit und ist anhänglicher. Ausdruck: Viele Babys schreien vor Schüben mehr als sonst.

Wenn du als Mutter stillst, mache dir keine Gedanken: Die Milchproduktion nimmt nach 1 bis 2 Tagen zu, wenn dein Baby mehr Nahrung verlangen sollte. Versetze dich in so ein kleines Wesen hinein: Jede neue Phase bringt in eine gerade vertraut gewordene Welt wieder völlig neue Erfahrungen. Ruhige Babys nehmen solche Veränderung erstaunlich locker hin. Die Temperamentvollen brauchen oft viel Aufmerksamkeit, Nähe und Trost, wie die bekannten Entwicklungspsychologen Hetty van de Rijt und Frans X. Plooij beischreiben. Ihr bekannter Ratgeber "Oje, ich wachse!"* ist für dieses Thema und weitere Fragen zur Kindesentwicklung sehr empfehlenswert.


Oje, ich wachse!


1. Wachstumsschub ab Woche 5

Was das Baby für Lernschritte macht:

Die Fähigkeit zur Aufmerksamkeit gegenüber der Außenwelt nimmt zu. Damit geht einher, dass die Umgebung mit allen Personen und Attraktionen besser und bewusster wahrgenommen werden kann. Damit entsteht auch die Fähigkeit zur Interaktion und Kommunikation: Es ist oft die Zeit eines ersten Lächelns und gezielter Geräuschherstellung.

Wie das Baby sich im Schub verhalten könnte:

Dein Baby ist unruhig, wacht öfter auf und sucht dann Nähe. Es weint und lässt sich kaum trösten, klammert sich an dich. Der Hunger kann gesteigert sein.

Was du für dein Baby in diesem Schub tun kannst:

Schenke ihm viel Aufmerksamkeit, nehme es auf den Arm, auch wenn es ruhig ist. Vermehrtes Stillen kann helfen.


2. Wachstumsschub ab Woche 8

Was das Baby für Lernschritte macht:

Alle Sinnesorgane und -wahrnehmungen werden gesteigert in Funktion und Intensität. Es wird deutlich, dass das Sehen sich deutlich verbessert. Das Farbsehen entwickelt sich.

Wie das Baby sich im Schub verhalten könnte:

In dieser Phase der sich verändernden Außenwelt tritt ein sogenanntes Fremdeln ein, auch gegenüber bislang vertrauter Personen. Nur die Mutter wird als naher Kontakt gesucht.

Was du für dein Baby in diesem Schub tun kannst:

Optische Anregungen helfen dem Baby, die neuen Möglichkeiten des Sehens und Erkennens umzusetzen und einzuordnen. Objekte, die Sinne anregen sind jetzt wertvoll wie Geräusch und Klänge produzierende Gegenstände, Spieluhren und auch Mobiles für die Augen. Väter und andere Person sollten das Fremdeln ihnen gegenüber verstehen und nicht persönlich nehmen.


3. Wachstumsschub ab Woche 12

Was das Baby für Lernschritte macht:

Auf die Entwicklung der Sinneswahrnehmung nimmt die Kommunikation mit der Umwelt zu: Die Basis für soziales Verhalten entsteht. Bewegungen des Babys werden koordinierter und zweckbezogen, die Stimme wird gezielt eingesetzt.

Wie das Baby sich im Schub verhalten könnte:

Das Entdecken der eigenen stimmlichen Möglichkeiten fasziniert dein Baby. Es wird sie ausprobieren und entdeckt dabei Schreien, kreischen und das Erzeugen von glucksenden Geräuschen. Auch hier kann der Hunger durch den hohen mentalen Energieverbrauch verstärkt sein.

Was du für dein Baby in diesem Schub tun kannst:

Kommunikation und Sozialverhalten entsteht durch Antworten. Nehme die Kontaktangebote deines Babys an und beantworte sie in ähnlicher Weise. Gebe einem Lächeln ein Lächeln zurück. Mache selber Kontaktangebote und spreche mit deinem Baby auch immer wieder so, wie du mit einem Kind redest, dass dich bereits versteht.


4. Wachstumsschub ab Woche 19

Was das Baby für Lernschritte macht:

Dieser Schub ist meist länger als die bisherigen. Am meisten geschieht jetzt offensichtlich körperlich. Der Muskelaufbau lässt ein längeres Liegen auf dem Bauch zu, der Kopf kann hochgehalten werden. Mit dem ersten Zahn beginnt für dein Baby die faszinierende Entdeckung seines Mundes, die oral geprägte Phase beginnt.

Wie das Baby sich im Schub verhalten könnte:

Jetzt steigert sich der Hunger mit Sicherheit, denn die körperliche Reifung und Ausformung verbraucht Energie und Vitalstoffe, dies auch öfter in der Nacht. Stillen oder Flasche geben kann die Nachtruhe unterbrechen.

Was du für dein Baby in diesem Schub tun kannst:

Rituale und verlässliche Abfolgen geben Sicherheit in dieser Phase, Bewusstsein für Struktur und Zeitabläufe nehmen jetzt ihren Anfang. Sorge im Rahmen der Möglichkeiten auch gut für dich, damit du in deiner Kraft und geduldig bleibst. Diese Phasen gemeinsam in Partnerschaft zu tragen, ist vorteilhaft.


5. Wachstumsschub ab Woche 26

Was das Baby für Lernschritte macht:

Die Stimme entwickelt sich weiter, die Kommunikation wird komplexer. Eine erste Idee vom Zusammenhang einer Ursache und resultierender Wirkung entsteht. Gefühle, wie Freude, aber auch Angst und Wut stehen auf dem Lernprogramm.

Wie das Baby sich im Schub verhalten könnte:

Die eigenen Gefühle und ihre Art des Ausdrucks können überwältigen und irritieren. Ein erneutes Fremdeln kann eintreten, dein Baby wird vermehrt auch bei Missfallen seinen Unmut ausdrücken.

Was du für dein Baby in diesem Schub tun kannst:

Gebe Sicherheit für diesen spannenden Wachstumsschritt. Bewerte gezeigte Gefühle deines Babys nicht. Spreche viel und wohlwollend mit ihm, um die Sprechfähigkeiten zu fördern.


6. Wachstumsschub ab Woche 37

Was das Baby für Lernschritte macht:

Jetzt entwickelt sich mehr und mehr Dynamik. Dein Baby beginnt zu krabbeln. Es zeigt Freude an neuen Entdeckungen und erkundet mehr und mehr seine Umgebung.

Wie das Baby sich im Schub verhalten könnte:

Bewegung verbraucht erneut viel Energie. Durch Differenzierung der Sinne ist es gut, die Palette an Geschmacks- und Geruchserlebnissen zu steigern.

Was du für dein Baby in diesem Schub tun kannst:

Natürlich achtest du auf die Sicherheit deines Babys, aber gib auch Raum für die natürlichen Entdeckungsimpulse. Eine tolle Zeit, mit Büchern aus harter Pappe etc. in Kontakt zu sein, die man auf- und zuklappen kann. Wenn sie auch Geräusch produzieren, umso besser.


7. Wachstumsschub ab Woche 46

Was das Baby für Lernschritte macht:

Sitzen und krabbeln sind schon Routine. Das reicht ihm nun nicht mehr: Es beginnt, die aufrechte Phase einzuläuten, in dem es sich selbst an Gegenständen hochzieht. Erste Schritte an der Hand sind möglich. Ablauf von Handlungen und Reihenfolgen werden besser erfasst.

Wie das Baby sich im Schub verhalten könnte:

Diese Phase, so aufregend sie ist, ist auch sehr frustrierend. Gerade das Aufrichten und Gehen lernen ist von vielen gescheiterten Versuchen geprägt. Schlechte Laune, Weinen bis hin zu Wutanfällen sind möglich und normal - je nach Temperament. So viel in die Welt gehen verlangt auch immer wieder einen sicheren Ort zum Rückzug zu Mama und Papa.

Was du für dein Baby in diesem Schub tun kannst:

Nicht nur die Geduld deines Babys ist gefordert - auch deine. Die vielen Wiederholungen sind für erfolgreichen Entwicklung wichtig, mach deinem Kind niemals Druck oder Ungeduld - freue dich an seinen ersten kleinen Schritten.


8. Wachstumsschub ab Woche 55

Was das Baby für Lernschritte macht:

Um diese Wochen hört man auf, vom Baby zu sprechen. Ab Woche 52 bis 55 hast du jetzt ein Kleinkind bei dir zu Hause. Der Schritt ist definiert durch die ersten Schritte, die dieses Kleinkind auf eigenen Beinen ohne Hilfe zurücklegt.

Wie das Baby sich im Schub verhalten könnte:

Hier gehört Fremdeln erneut zu einer möglichen Reaktion. Gerade das Laufen lernen ist auch psychisch und mental kräftezehrend. Daher liegt neben Freude und Begeisterung die Frustration und das Weinen nicht weit entfernt. Auch Wutanfälle können Ausdruck davon sein.

Was du für dein Baby in diesem Schub tun kannst:

Geduldig sein, aber auch konsequent. Mit dem eigenen Gehen wächst die Autonomie. Ab jetzt testet dein Kind die Grenzen der vorgegebenen Strukturen aus. Bleibe konsequent und schaffe durch Rituale und sich wiederholende Abläufe Struktur und entspannte Zeit.


Was du zu Schüben sonst noch wissen solltest

Die jeweils beschriebenen Entwicklungsschübe dauern meist etwa eine Woche. Es kann aber durchaus Abweichungen hiervon geben. Auffällig länger dauert der oben beschriebene 4. Wachstumsschub ab der 19. Woche: Die vielen körperlichen Veränderungen brauchen ihre Zeit. Diese Phase wirst du vielleicht auch als auffällig empfinden. Viele Eltern beschrieben es so, dass sich das vormals hilflose Wesen nun zum Gegenüber mit eigenem Willen wandelt.

Noch einmal sei deutlich erwähnt: Die Wochenangaben sind statistisch ermittelte Durchschnittswerte. Die Zeitabläufe der Entwicklungsphasen können unterschiedlich sein. Das Charakteristische ist der deutlich wahrnehmbare Entwicklungssprung, der in der jeweiligen Phase gemacht wird und der Eltern zumeist auffallen wird. Vergleichbare Beobachtungen qualitativer Entwicklungssprünge beschreiben Eltern in den späteren Kinderjahren, etwa nach durchgemachten Kinderkrankheiten.

Für viele Eltern ist es ausgesprochen hilfreich, die 8 typischen Schübe zu kennen und sich darauf einzustellen. Verhaltensweisen, die ansonsten womöglich beunruhigend wären, können somit besser verstanden und eingeordnet werden. Vielleicht können auch dir diese Tipps helfen, die Entwicklung deines Babys noch besser zu verstehen.


Wachstumsschübe bei Babys
 © Shanice McKenzie / Pexels - Die 8 Wachstumsschübe bei Babys