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Mit einem Ovulationstest (auch LH-Test genannt) lassen sich die fruchtbaren Tage vor dem Eisprung herausfinden. Besonders für Paare mit Kinderwunsch sind die Tests ein beliebtes Hilfsmittel, um schneller schwanger zu werden. Doch wann ist der richtige Zeitpunkt für einen Ovulationstest? Was wird damit überhaupt gemessen und wie wendet man den Test korrekt an?
Auf diese Fragen gehen wir im Folgenden näher ein und erklären dir alles, was rund um den Ovulationstest wissenswert ist. Du möchtest den Ovulationstest nicht primär zur Familienplanung, sondern für eine hormonfreie Zykluskontrolle nutzen? Dann solltest du hier ebenfalls weiterlesen. Denn auch wenn der Test "pipileicht" zu machen ist, gibt es ein paar Dinge zu beachten.
Bitte beachte: Dieser Kompaktratgeber dient der Information. Er ersetzt jedoch keine professionelle und individuelle Beratung durch deinen Arzt.
Ein Ovulationstest ist ein Schnelltest, der hinsichtlich Optik und Anwendung vergleichbar mit einem Schwangerschaftstest ist. Er kann Frauen als Hilfsmittel bei der Ermittlung ihres Eisprungs und ihrer fruchtbaren Tage dienen. Dazu misst der Tests die Konzentration des Luteinisierenden Hormons (LH) im Urin. Ovulationstests werden deshalb auch LH-Tests genannt.
Hintergrund: Das Hormon LH wird in der Hypophyse (Hirnanhangdrüse) produziert. Es veranlasst die Eierstöcke zur Freigabe einer Eizelle, löst also den Eisprung aus. Im Vorfeld steigt der LH-Wert so lange an, bis er ein Plateau erreicht hat. Man spricht dabei vom "LH-Peak". Etwa 24 bis 36 Stunden nach dem LH-Anstieg findet gewöhnlich der Eisprung statt.
Einer der sichersten Indikatoren für den bevorstehenden Eisprung ist Anstieg des LH-Spiegels. Ein Ovulationstest misst die LH-Konzentration im Urin und zeigt das Ergebnis anhand eines Teststreifens an.
In den meisten Fällen funktioniert der Ovulationstest wie folgt: Zunächst wird in einem sauberen Behälter Urin gesammelt. Der Teststab oder Teststreifen wird anschließend für wenige Sekunden mit der Testspitze bis zu einer vorgegebenen Markierung in den Urin gehalten. Anschließend wird, je nach Produkt, eine Schutzkappe aufgesetzt und der Test flach gelagert. Bei einem Kassettentest werden alternativ einige Tropfen des gesammelten Urins mit einer Pipette auf die vorgesehene Öffnung gegeben. Nach wenigen Minuten ist das Ergebnis ablesbar.
Getestet werden muss nicht über den gesamten Zyklus hinweg. Bei einer Zykluslänge von 28 Tagen empfehlen verschiedene Hersteller das Testen ab Zyklustag 11. Bei unregelmäßigen, insbesondere bei kürzeren Zyklen ist es empfehlenswert, schon eher mit dem Testen zu beginnen. Auch hier sollten die Empfehlungen vom Hersteller beachtet werden. Ist der Ovulationstest positiv, muss am Folgetag i. d. R. kein weiterer Test gemacht werden.
Was die Tageszeit angeht, empfehlen einige Hersteller von Ovulationstests explizit einen Test nach der längsten Schlafphase bzw. die Verwendung von Morgenurin, um zuverlässige Ergebnisse zu erhalten.
Andere Hersteller wiederum raten von einer Anwendung, gleich nach dem Aufstehen, ab. Begründet wird das mit der hohen Konzentration des Morgenurins. Das darin enthaltene LH kann so hoch konzentriert sein, dass ein Test fälschlich einen Anstieg anzeigt. Für manche Tests wird aus diesem Grund explizit empfohlen, den Urin einer anderen Tageszeit zu verwenden. In diesem Punkt ist es ratsam, die ggf. von Hersteller empfohlene Tageszeit für den Test zu beachten.
Doch egal, wann du den Test machst: Ovulationstests sollten jeden Tag etwa zur gleichen Uhrzeit durchgeführt werden, denn damit lässt sich der LH-Anstieg besser erkennen. Nach Möglichkeit solltest du es auch vermeiden, unmittelbar vor der Durchführung des Tests besonders ausgiebig zu trinken, denn durch eine Verdünnung des Urins sind ebenfalls falsche Ergebnisse möglich.
Klassische Ovulationstests unterscheiden sich in ihrer Ausführung dahingehend, dass man diese in Form von einfachen und relativ schmalen Teststreifen, sowie auch als handlichen Teststab, geschützt in einer Kunststoffummantelung (ggf. mit Schutzkappe und Sichtfenster) kaufen kann. Eine seltenere Variante ist die Form einer Kassette. Das Prinzip ist jedoch nahezu identisch.
Ein klassischer Ovulationstest hat i. d. R. immer eine Test-Linie und eine Kontroll-Linie. Die Kontroll-Linie wird bei einem funktionsfähigen Test immer sichtbar, sobald der Test ausreichend Kontakt mit Urin hatte. Die Stärke der Kontroll-Linie sagt also nichts über den LH-Wert aus. Die Test-Linie dagegen verfärbt sich abhängig von der LH-Konzentration.
Zur Auswertung wird die Färbung der Test-Linie begutachtet. Ein Auslesegerät ist dazu keines notwendig. Ist die Test-Linie mit bloßem Auge gut erkennbar oder sogar ähnlich stark wie die Kontroll-Linie, deutet das auf einen LH-Anstieg hin und der Eisprung findet voraussichtlich in den nächsten beiden Tagen statt. Ist sie dagegen sehr blass oder gar nicht sichtbar, wurde durch den Test keine erhöhte LH-Konzentration nachgewiesen und es werden weitere Tests notwendig.
Ein digitaler Ovulationstest funktioniert vom Prinzip genauso, wie ein klassischer Ovulationstest. Das Ergebnis wird jedoch nicht in Form einer Linie angezeigt, die selbst interpretiert werden muss, sondern in digitaler Form, z. B. durch Symbole wie ein Smiley. Manche Frauen nutzen die vergleichsweise teureren digitalen Tests gerne parallel zu einfacheren und günstigen Tests, um mit diesen kurz vor dem vermuteten Eisprung redundant zu testen.
Beim dualen Ovulationstest wird neben dem LH-Spiegel auch der Östrogenspiegel gemessen. Somit kann ein größeres Zeitfenster (2 statt 4 Tage) für die fruchtbaren Tage bestimmt werden. Derzeit gibt es jedoch nur ein Produkt auf dem Markt, das neben LH auch den Östrogenspiegel misst. Achtung: Hier folgt Werbung aufgrund von Markennennung und Verlinkung. Es handelt sich um den Clearblue Ovulationstest "Fortschrittlich und Digital"\*.
Als Alternative zu einem klassischen oder digitalen Ovulationstest kann man auch einen LH-Zyklusmonitor bzw. LH-Fertilitätsmonitor nutzen. Diese kleinen Computer, die preislich etwa bei 70 bis 80 Euro beginnen, zeigen neben den zwei fruchtbarsten Tagen auch die weniger fruchtbaren Tage an, in denen es theoretisch zu einer Schwangerschaft kommen kann. Die Geräte arbeiten auch mit LH-Teststreifen und Urin. Je nach Produkt wird ggf. auch die Durchführung von Schwangerschaftstests unterstützt. Bei manchen Geräten werden außerdem noch weitere Informationen erfasst und verarbeitet.
Bitte beachte: LH-basierende Zykluscomputer mit Urintest-Funktion bitte nicht verwechseln mit Basalthermometern, die es mittlerweile auch softwaregestützt (z. B. mit Apps) zu kaufen gibt. Nur manche Basalthermometer unterstützen die symptothermale Methode. Viele hingegen beschränken sich auf die Funktionalität der Temperaturmessung. Vor dem Kauf solcher Geräte sollte man sich daher einen genauen Überblick über die Funktionalität verschaffen. Prinzipiell genügt zur Messung der Basaltemperatur bereits ein handelsübliches, digitales Fieberthermometer mit 2 Nachkommastellen. Von einem Zykluscomputer oder einem höherpreisigen Basalthermometer darf man mehr erwarten, als nur die Messung und Erfassung der Basaltemperatur.
Die Sensitivität von Ovulationstests wird in der Einheit "mIU/ml" gemessen. Meistens findet man diese Angabe direkt auf der äußeren Verpackung. Die Abkürzung steht für "milli international units (=milli internationale Einheiten) pro Milliliter" und bedeutet, ab welcher LH-Konzentration im Urin der Test positiv wird. Handelsübliche Ovulationstests findet man meist in den Ausprägungen 10 mIU/ml, 20 mIU/ml, 25 mIU/ml, 30 mIU/ml oder 40 mIU/ml.
Wichtig: Je niedriger der angegebene mIU/ml-Wert ist, desto empfindlicher ist der Test. Die Wahl der Sensitivität kann einen entscheidenden Einfluss auf das Testergebnis nehmen.
Bei der Auswahl der passenden Sensitivität beginnt es spannend zu werden. Denn sie ist individuell und von Frau zu Frau verschieden. Manche Frauen haben trotz eines bevorstehenden Eisprungs einen verhältnismäßig niedrigen LH-Wert von unter 20 mIU/ml. In solchen Fällen würde ein Test mit einer Sensitivität von 20 mIU/ml oder 30 mIU/ml nicht anschlagen. Ein empfindlicherer Test mit 10 mIU/ml dagegen schon.
Wer nun glaubt, dass man auf Nummer sicher gehen kann, indem man einfach gleich zu den empfindlichen 10er-Tests greift, der irrt. Denn bei Frauen mit einem leicht erhöhten LH-Spiegel kann die Konzentration im Urin bereits vor Beginn der fruchtbaren Tage über 10 mIU/ml liegen. In diesem Fall würde der empfindlichere 10er-Test schon viel zu früh oder sogar permanent positiv anzeigen. Der Test wäre damit nutzlos. Es wäre also mindestens ein 20er-Test (oder evtl. ein 25er-/30er-Test) nötig. Bei Frauen mit einem stark erhöhten LH-Spiegel unter Umständen sogar ein 40er-Test.
Was also tun? Wenn man sich unsicher ist, können zwei Herangehensweisen helfen. Zum einen kann man sich über mehrere Zyklen schrittweise an die passende Sensitivität herantasten, indem man beispielsweise bei 20 mIU/ml beginnt. Bleibt der Test während des gesamten Zyklus negativ, kann man im nächsten Zyklus einen empfindlicheren Test mit 10 mIU/ml wählen. Falls der Test im Umkehrfall sehr lange oder permanent positiv ausfällt, würde man im Folgezyklus eher zu einem Test mit 30 mIU/ml greifen. Wer dazu nicht die Geduld hat, kann natürlich auch parallel testen. In diesem Fall verwendet man in den ersten 1-2 Zyklen verschiedene Sensitivitäten zeitgleich.
Ovulationstests sind nicht zu hundert Prozent zuverlässig, egal ob positiv oder negativ. Unterschiedlichste Faktoren können das Ergebnis beeinflussen. Wie oben erklärt, hat die Sensitivität des Tests einen maßgeblichen Einfluss auf das Testergebnis. Aber auch Medikamente, Hormontherapien oder Erkrankungen können zu unterschiedlichen Ergebnissen führen. Ebenso wie individuelle untertägige Schwankungen der LH-Konzentration.
Wichtig: Ein Ovulationstest ist nie zu hundert Prozent zuverlässig. Informiere dich deshalb bei einem Kinderwunsch über ergänzende Methoden. Bzw. setze dich zur Empfängnisverhütung mit sicheren Verhütungsmitteln auseinander.
Wer schwanger werden möchte, kann mithilfe von Ovulationstests den günstigen Zeitraum für den Geschlechtsverkehr herausfinden. Damit kann die Chance auf eine Schwangerschaft deutlich erhöht werden. Ein noch besseres Gefühl für den richtigen Zeitraum lässt sich gewinnen, indem man den Ovulationstest mit weiteren NFP-Methoden (NFP=natürliche Familienplanung) kombiniert. Dazu zählen das Zyklus-Monitoring, die Temperaturmethode (Messung der Basaltemperatur) und die Billings-Methode (Beobachtung des Zervixschleims).
Wer seine Zyklen kennt bzw. gut dokumentiert hat, findet im Fall eines Kinderwunsches auch durch Tools, wie unseren Eisprungrechner zusätzliche Unterstützung.
Zur hormonfreien Empfängnisverhütung eignen sich Ovulationstests nur bedingt. Neben der eingeschränkten Zuverlässigkeit der Tests, ist der Nachweis eines LH-Anstiegs noch nicht ausreichend für die Definition eines "sicheren" Zeitraums. Der Grund: Spermien können bei guten Bedingungen problemlos bis zu 5 Tage (im Extremfall sogar bis zu 7 Tage) im Körper einer Frau überleben. Es kann also auch dann zu einer Befruchtung kommen, wenn der Geschlechtsverkehr bereits mehrere Tage vor dem (vom Ovulationstest angezeigten) LH-Anstieg stattgefunden hat. Als solitäre Verhütungsmethode ist ein Ovulationstest also definitiv ungeeignet.
Wer hormonfrei mit NFP-Methoden verhüten will, sollte immer eine Kombination aus mehreren Methoden wählen, wie z. B. die Zervixbeobachtung und die Temperaturmethode plus LH-Messung mittels Ovulationstest. Besonders in der ersten Zyklushälfte, vor dem Eisprung, sollte man rechtzeitig auf ein alternatives Verhütungsmittel oder auf Enthaltsamkeit setzen.
An die Sicherheit von hormonellen Verhütungsmethoden (wie Antibabypille, Minipille, Implantate, Hormonspirale), Kupferspirale oder Sterilisation reichen NFP-Methoden nicht heran. Schutz vor Geschlechtskrankheiten, HIV und weiteren sexuell übertragbaren Krankheiten bieten Ovulationstests oder andere NFP-Methoden natürlich auch nicht. Hier sind Kondome das Mittel der Wahl.