Das Eltern Blogazin
Das süße Kinderlächeln ist leider oft ein Grund zur Sorge. Denn immer mehr Kleinkinder haben Karies. Inzwischen macht jedes zehnte Kind bereits vor dem 3. Geburtstag Bekanntschaft mit der Zahnerkrankung. Damit ist frühkindlicher Karies die häufigste chronische Krankheit bei Kindern.
Karies im Kindesalter kann lebenslange Probleme verursachen. Gute Mundhygiene und richtiges Zähneputzen von klein auf können davor schützen. Worauf es dabei zu achten gilt, erfährst du in diesem kompakten Ratgeber.
Bitte beachte: Dieser Artikel dient der Information. Er ersetzt jedoch keine individuelle Handlungsempfehlung durch den Zahnarzt oder Kinderarzt.
Die für die Entstehung von Karies verantwortlichen säurebildenden Bakterien haben Kinder bei der Geburt noch nicht im Mund. Sie werden erst durch die Mutter, den Vater oder andere Erwachsene über den Schnuller, gemeinsam benutztes Besteck oder das Küssen übertragen. Damit diese Bakterien Zahnschäden verursachen, brauchen sie Zucker und Zeit.
Kleinkindliche Karies, also Karies im Milchzahngebiss von Kindern unter drei Jahren, lässt sich auf einen klaren Verursacher zurückführen: zuckerhaltige Getränke in der Nuckelflasche. Deshalb sprechen Zahnmediziner*innen auch von Nuckelflaschenkaries. Gekoppelt mit unzureichender Mundhygiene haben die Kariesbakterien dann leichtes Spiel.
Milchzahnkaries ist nicht ungefährlich. Sie kann zu Schwierigkeiten beim Sprechen und Essen sowie zu kieferorthopädischen Problemen führen. Weil Kleinkinder noch nicht richtig artikulieren können, was schmerzt, können kariöse Zähne unentdeckt bleiben, starke Schmerzen und Fieber oder sogar lebensbedrohliche Abszesse verursachen. Außerdem ist das Risiko größer, dass die Karies auch das bleibende Gebiss schädigt, wenn das Milchzahngebiss bereits kariös ist.
Kinder schauen sich vieles bei den Eltern ab. Manchen Eltern ist es nicht bewusst, dass sie ihre eigenen Essens- oder Hygienegewohnheiten unfreiwillig durch Vorleben an den Nachwuchs weitergeben. Deshalb ist es wichtig, von klein auf die tägliche Zahnpflege und regelmäßige Zahnarztbesuche ganz unaufgeregt und selbstverständlich anzugehen. Gemeinsames Zähneputzen, eine weiche Zahnbürste, die sich das Kind womöglich selbst ausgesucht hat und ein lustiges Zahnputzlied sorgen dafür, dass die tägliche Mundhygiene Spaß macht.
Im Alltag ist wichtig, täglich an die Zähne zu denken - auch dann, wenn das Baby erst einen Zahn hat. Zuckerhaltige Getränke sollten nicht ständig zur Verfügung stehen. Ansonsten gelangt neues Futter für die Kariesbakterien bei jedem Schluck aus der Nuckelflasche in den Mund. Wenn Zucker die Zähne ständig umspült, kann Karies leichter entstehen. Doch was genau passiert hier?
Die Kariesbakterien wandeln Zucker in zahnschädigende Säure um. Durch die Säure werden Mineralien aus dem Zahn gelöst. Ein solcher Säureangriff kann 30 bis 60 Minuten dauern. Über den Speichel kann der Zahn die verlorenen Mineralien wieder aufnehmen und sich regenerieren. Dafür werden allerdings etwa vier Stunden benötigt. Wenn das Kind ständig aus der Nuckelflasche süße Getränke trinkt, haben die Zähne einfach nicht ausreichend Zeit für die Regeneration und Karies entsteht. Am besten ist es, wenn Eltern von Anfang an auf "zuckerfrei" setzen. Entdecke dazu auch unseren Buchtipp "Zuckerfrei von Anfang an":
Zusätzlich zum Einschränken von zuckerhaltigen Getränken und Lebensmitteln ist die tägliche Mundhygiene wichtig. Kinder sollten ab dem ersten Zahn daran gewöhnt werden, dass man jeden Tag zwei bis drei Mal die Zähne putzt. Eine kleine weiche Babyzahnbürste oder ein Wattestäbchen und Babyzahnpaste sind für den Anfang gut geeignet. Bei der Wahl einer geeigneten Kinderzahnpasta sollten Eltern darauf achten, wie viel Fluorid enthalten ist. Fluorid ist ein Spurenelement, das den Zahnschmelz stärkt. Die Fluoridmenge wird in ppm angegeben, was für "parts per million" oder auf Deutsch Teile pro Million steht.
Bis zum zweiten Geburtstag ist Zahnpasta mit 500 bis 1.000 ppm in Ordnung. Bei Zahnpasta mit 1.000 ppm reicht eine reiskorngroße Menge. Hat die Kinderzahnpasta nur 500 ppm, sollte die Portion etwa erbsengroß sein. Ab dem zweiten Geburtstag empfehlen die zahnärztlichen Fachgesellschaften nur noch Kinderzahnpasta mit 1.000 ppm Fluorid zu verwenden, ebenfalls eine erbsengroße Menge. Ab sechs ist dann Zahnpasta mit einem Fluoridgehalt bis 1.500 ppm geeignet und die Menge erhöht sich auf ein bis zwei Zentimeter Zahnpasta auf der Bürste.
Neben einer weichen Zahnbürste und der richtigen Menge Zahnpasta mit geeignetem Fluoridgehalt spielen auch die korrekte Zahnputztechnik und die Putzzeit eine Rolle. Richtig ist, die Zähne sanft zu reinigen - durch Schrubben putzt man regelrecht den Zahnschmelz weg. Jedem Quadranten werden idealerweise 30 bis 45 Sekunden gewidmet. So kommt man auf zwei bis drei Minuten beim Zähneputzen. Insgesamt gibt es vier Kieferquadranten (Gebiss wird durch vertikale und horizontale Achse geteilt): unten links, unten rechts, oben rechts und oben links. Immer in der gleichen Reihenfolge vorzugehen, minimiert das Risiko, unzureichend zu putzen.
Der systematische Ansatz hilft auch, damit keine Fläche vergessen wird. Konkret geht es dabei um das KAI-Prinzip. Die Abkürzung steht für die verschiedenen Bereiche:
Der erste Zahnarztbesuch sollte beim Durchbruch des ersten Zahnes erfolgen, da Karies bereits ab dem ersten Zahn möglich ist. Wer als Mama oder Papa selbst vorher einen Zahnarzttermin hat, kann das noch zahnlose Baby ruhig mitnehmen. Denn je früher sich das Kind an die Zahnärztin oder den Zahnarzt, die typischen Geräusche und Gerüche der Zahnarztpraxis und das Mundaufmachen gewöhnt, desto besser.
Zwischen dem ersten Zahn und dem dritten Lebensjahr sollten zwei weitere Vorsorgetermine in der Zahnarztpraxis eingeplant werden. Vom dritten bis zum sechsten Lebensjahr reicht ein Termin jährlich und ab dem sechsten Geburtstag sind halbjährliche Zahnarzttermine angesagt. So werden potenzielle Mund-, Zahn- oder Kieferkrankheiten frühzeitig erkannt.