Das Eltern Blogazin
Die Antibabypille (kurz "Pille"") ist eines der sichersten Verhütungsmittel, um nicht schwanger zu werden. Doch leider bietet selbst das sicherste Verhütungsmittel keinen hundertprozentigen Schutz vor einer ungewollten Schwangerschaft. Von 1.000 Frauen werden pro Jahr eine bis neun Frauen schwanger - trotz Pille.
Du bist auf dieser Seite gelandet, weil du Sorgen hast, trotz regelmäßiger Pilleneinnahme schwanger zu werden? Oder hast du bereits den Verdacht, trotz Pille schwanger zu sein? In diesem Beitrag erklären wir dir alles, was du darüber wissen solltest.
Ja - ohne lang auszuholen: Es ist möglich und es passiert auch immer wieder, aus unterschiedlichen Gründen, auf die wir nachfolgend genauer eingehen wollen. Genau gesagt werden pro Jahr etwa 0,1 bis 0,9 Prozent der Frauen, die über diesen gesamten Zeitraum mit der Pille verhüten, trotz Pille schwanger. Diese 0,1 bis 0,9 Prozent entsprechen dem sogenannten Pearl-Index, der als internationales Maß für die Sicherheit von Verhütungsmethoden steht.
Dennoch schneidet die Pille als wirksames Mittel zur Empfängnisverhütung verglichen mit anderen Verhütungsmitteln sehr gut ab. Nur wenige Methoden, wie ein Hormonimplantat oder eine Vasektomie beim Mann, bieten ein noch höheres Maß an Sicherheit, was eine ungewollte Schwangerschaft anbelangt. Nachfolgend siehst du, wie verschiedene Verhütungsmethoden abschneiden.
Verhütungsmethode | Pearl-Index |
---|---|
Hormonstäbchen (Implantat) | 0 - 0,08 |
Sterilisation des Mannes | 0,1 |
Antibabypille (auch Mikropille) | 0,1 - 0,9 |
Hormonspirale / Intrauterinsystem (IUS) | 0,16 |
Sterilisation der Frau | 0,2 - 0,3 |
Kupferspirale | 0,3 - 0,8 |
Verhütungsring | 0,4 - 0,65 |
Dreimonatsspritze | 0,3 - 0,88 |
Hormonpflaster | 0,72 - 0,9 |
Symptothermale Methode (NFP) | 0,4 - 1,8 |
Minipille | 0,5 - 3 |
Temperaturmethode | 0,8 - 3 |
Kalendermethode | 3 - 9 |
Kondom | 2 - 12 |
Diaphragma | 1 - 20 |
Coitus interruptus | 4 - 18 |
Chemische Verhütungsmittel (Ovula, Gels u. ä.) | 3 - 21 |
Kondom für die Frau (Femidom) | 5 - 25 |
Billings-Methode (Zervixbeobachtung) | 5 - 35 |
Keine Verhütung | 30 - 85 |
Quelle: profamilia.de: Pearl-Index
Heutzutage sind zahlreiche Präparate der Antibabypille auf dem Markt. Maxim®, Lamuna® oder Evaluna® sind nur drei Beispiele für häufig verschriebene Produkte. Im Wesentlichen unterscheidet man die heute erhältlichen Präparate nach ihrer Zusammensetzung, der generellen Hormondosierung, sowie der Dosierung innerhalb eines Zyklus.
Kombinationspillen enthalten als Wirkstoff eine Kombination aus einem Follikelhormon (Östrogen) und einem Gelbkörperhormon (Gestagen). Ihr großer Nachteil ist das nachgewiesene Thromboserisiko. Dieses steigt insbesondere in Kombination mit anderen Risikofaktoren, wie Rauchen oder chronischen Erkrankungen nochmals deutlich an.
Oftmals wird aufgrund der geringeren Nebenwirkungen die Mikropille (nicht zu verwechseln mit der Minipille) als Verhütungsmittel bevorzugt. Sie ist ebenfalls eine Kombinationspille, jedoch in einer schwächer dosierten Form. Ihr Östrogengehalt beträgt definitionsgemäß weniger als 0,05 Milligramm pro Tablette.
Kombinationspräparate werden zudem in Ein- bis Vierphasenpräparate unterteilt:
Bei den Einphasenpräparaten enthalten alle Pillen einer Monatspackung die gleiche Zusammensetzung, während sich diese bei den Mehrphasenpräparaten unterscheidet. Mehrphasenpräparate müssen daher zwingend in der richtigen Reihenfolge eingenommen werden. Durch die unterschiedlichen Phasen soll eine Anpassung an den natürlichen Zyklus der Frau erreicht werden.
Die östrogenfreie Minipille enthält als Wirkstoff nur ein Gestagen: Levonorgestrel oder Desogestrel. Dadurch hat sie weniger Nebenwirkungen als die Kombinationspräparate und wird oft besser vertragen.
Ein möglicher Nachteil: Bei der Minipille mit dem Hormon Levonorgestrel sollte die Einnahme immer konsequent zur gleichen Uhrzeit erfolgen. Dieser Einnahmezeitpunkt darf nicht mehr als 3 Stunden abweichen, da die Pille sonst keinen ausreichenden Verhütungsschutz mehr bietet.
Anders ist das bei der neueren Pillengeneration mit dem Hormon Desogestrel. Hier kann der gewohnte Einnahmezeitpunkt um bis zu 12 Stunden überschritten werden. Allerdings hat die bessere Einnahmetoleranz auch ihren Preis: so weisen die Präparate mit Desogestrel ein höheres Risiko für Thrombosen auf, als die Präparate mit Levonorgestrel. Einige Experten raten daher zum Vorzug der Levonorgestrel-Präparate.
Die Anzeichen einer Schwangerschaft sind von Frau zu Frau individuell. Manche bemerken zunächst keine Veränderungen, andere nehmen schon früh die ersten Anzeichen wahr. Eine Schwangerschaft kann sich auf unterschiedliche Weise ankündigen:
Neben diesen Punkten gibt es noch weitere typische Anzeichen, die auf eine mögliche Schwangerschaft hindeuten können. Lies dazu unseren Beitrag Schwanger oder nicht? - Typische Anzeichen.
Einnahmefehler sind wohl einer der offensichtlichsten Gründe, warum die Empfängnisverhütung trotz Pille versagt. Du hast eine Pille vergessen oder zu spät eingenommen? Zu jedem Präparat gibt es eine klare Empfehlung für solche Fälle, die du dringend befolgen solltest. Diese Empfehlung, die du gewöhnlich in der Packungsbeilage findest, erklärt dir nicht nur, ob und wie eine Einnahme nachgeholt werden sollte, sondern sie beinhaltet auch Informationen über die Notwendigkeit zusätzlicher Verhütungsmaßnahmen.
Pille vergessen - was tun? - Quelle: Youtube | pro familia
In beiden Fällen gilt: Eine vergessene Einnahme, die über das jeweilige Toleranzfenster hinausgeht, sollte so schnell wie möglich nachgeholt werden. Das kann bedeuten, dass du zwei Pillen auf einmal einnehmen musst. Im Anschluss solltest du dich wieder korrekt an die übliche Einnahmezeit halten. Außerdem ist es dringend ratsam, für eine Woche zusätzlich zu verhüten.
Hattest du in den Tagen VOR der vergessenen Pille ungeschützten Geschlechtsverkehr? Dann ist eine Schwangerschaft nicht auszuschließen.
Wichtig: Auch Einnahmefehler in den Tagen NACH dem Geschlechtsverkehr können zu einer Schwangerschaft führen. Bei guten Bedingungen können Spermien 5 Tage, im Extremfall bis zu 7 Tage im Körper einer Frau überleben. Findet während dieser Zeit aufgrund eines Einnahmefehlers ein Eisprung statt, kann es zu einer Befruchtung kommen.
Wie du bereits erfahren konntest, ist die Pille mit ihrem Pearl-Index von 0,1 bis 0,9 Prozent eines der sichersten Verhütungsmittel. Und selbst die Minipille mit einem etwas höheren Pearl-Index bietet bei korrekter Anwendung eine hohe Verhütungssicherheit. Trotzdem kommt es zu ungewollten Schwangerschaften - trotz regelmäßiger Einnahme der Pille. Hier erklären wir mögliche Gründe.
Idealerweise nimmst du die Pille immer zur gleichen Uhrzeit ein. So ist die Einnahme ein fester Bestandteil des Tagesablaufs und wird weniger leicht vergessen. Auch ihre Wirkung ist damit am sichersten, denn jedes Präparat hat eine begrenzte Toleranz, was den Zeitraum der Einnahme betrifft. Bei den Kombi- und Mikropillen, sowie bei der Minipille mit dem Wirkstoff Desogestrel sind es in der Regel 12 Stunden. Bei der Minipille mit dem Wirkstoff Levonorgestrel beträgt die Toleranz maximal 3 Stunden. Wird dieser Zeitraum überschritten, kannst du trotz Pille schwanger werden, auch wenn die Einnahme nachgeholt wird.
Im Absatz Pillenarten und ihre Unterschiede haben wir auf die Unterteilung in sogenannte Ein- bis Vierphasenpräparate hingewiesen. Bei den Mehrphasenpräparaten unterscheidet sich die Zusammensetzung der einzelnen Pillen einer monatlichen Blisterpackung. Bei der Einnahme muss daher zwingend die richtige Reihenfolge eingehalten werden. Andernfalls bietet die Pille unter Umständen keinen ausreichenden Verhütungsschutz.
Verschiedene Medikamente können die Schutzwirkung der Pille beeinflussen. Besondere Vorsicht ist geboten bei Abführmitteln, Kohletabletten, Antibiotika und Johanniskraut. Aber auch weitere Medikamente (z. B. gegen Migräne, Depression, Diabetes, Tuberkulose, Epilepsie oder HIV) können Einfluss auf die Pille nehmen. Parallel eingenommene Medikamente sollten grundsätzlich auf mögliche Wechselwirkungen geprüft werden.
Ebenso können auch bestimmte Lebensmittel die Wirkung der Pille einschränken. Ein gewisses Risiko bergen auch hier wieder grundsätzlich alle Lebensmittel mit abführender Wirkung, wie z. B. Trockenobst, Sauerkraut oder Traubensaft. Sie können in ungünstigen Fällen zu Durchfall führen und damit den Verhütungsschutz beeinträchtigen. Mehr dazu liest du im nächsten Abschnitt.
Hier noch ein ganz besonderer Fall - Grapefruits. Sie sind beliebt für ihren hohen Gehalt an Vitamin C. Doch der in Zitruspflanzen, insbesondere der Grapefruit enthaltene Bitterstoff Naringin kann zu einer Verhütungspanne führen. Er wird im Magen durch die Aufspaltung in Naringenin umgewandelt, ein Flavonoid, das den Abbau von Medikamenten hemmt.
Das trifft übrigens nicht nur im Fall der Antibabypille zu, sondern auch bei zahlreichen anderen Medikamenten. Zwischen dem Verzehr einer Grapefruit und der Einnahme eines Medikamentes sollten daher mindestens vier Stunden liegen. Auch die Pomelo oder Kumquats enthalten den Bitterstoff Naringin in höherer Konzentration.
Durchfall und Erbrechen sind ein häufiger Grund, weshalb die Pille bei der Empfängnisverhütung versagt. Etwa 3 bis 4 Stunden Zeit benötigt der Körper nach der Einnahme, um die Hormone der Antibabypille aufzunehmen. Dazu müssen sie zunächst den Magen-Darm-Trakt passieren. Kommt es während dieser Zeit zum Erbrechen oder zu Durchfall, kannst du trotz Pille schwanger werden. Um das zu verhindern, solltest du entsprechend der Packungsbeilage und der Einnahmetoleranzen deines Präparats erneut eine Pille einnehmen,
Neben einmaligem Durchfall oder Erbrechen können natürlich auch eine Magen-Darm-Grippe, chronische Darmerkrankungen (z. B. Morbus Crohn und Colitis ulcerosa) oder eine akute Gastritis die Wirkung deiner Pille beeinträchtigen. Das Gleiche gilt bei Stoffwechselerkrankungen (z. B. Mukoviszidose), bei starkem Untergewicht oder bei Ess-Störungen, wie Magersucht und Bulimie.
Falls du also unter einer chronischen Krankheit leidest oder stark untergewichtig bist, bietet die Pille möglicherweise keinen ausreichenden Schutz gegen eine ungewollte Schwangerschaft. Du solltest dich deshalb ärztlich beraten lassen, wie du sicher verhüten kannst.
Schon seit Jahren wird die Wirksamkeit der Pille bei übergewichtigen Frauen kontrovers diskutiert. Es gibt bis heute jedoch keine ausreichenden wissenschaftlichen Belege dafür, dass ihre empfängnisverhütende Wirkung vom Körpergewicht oder BMI abhängig ist bzw. dass der Verhütungsschutz bei adipösen Frauen tatsächlich reduziert ist.
Eine Empfehlung der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG) aufgrund der widersprüchlichen Datenlage zu diesem Thema lautet jedoch: Bei Adipositas vom Grad 2 und 3 (das entspricht einem BMI ab 35) sollten nicht-hormonelle Verhütungsmittel oder eine Hormonspirale in Erwägung gezogen werden.**
Falls du einen deutlich erhöhten BMI-Wert hast und deshalb verunsichert bist, sprich am besten mit deinem Frauenarzt. Auch in der Schwangerschaft kann Adipositas ein erhöhtes Risiko für Komplikationen mit sich bringen. Dazu zählen unter anderem Präeklampsie und Schwangerschaftsdiabetes.
**) Quelle: Leitlinie "Hormonelle Empfängnisverhütung" (DGGG, OEGGG, SGGG)
Wenn das Kondom gerissen ist oder die Pille vergessen wurde, kommt sie häufig zum Einsatz - die "Pille danach". Es handelt sich dabei um eine Notfallkontrazeption, die in Deutschland seit März 2015 rezeptfrei in den Apotheken angeboten wird. Sie verzögert oder unterdrückt den Eisprung und verhindert somit ein Zusammentreffen von Spermien und Eizelle.
Aus diesem Grund kann die Pille danach auch nur in einem bestimmten Zeitfenster eingenommen werden, nämlich unmittelbar nach dem ungeschützten Geschlechtsverkehr. Ihre Erfolgschancen sind am besten, wenn sie baldmöglichst, idealerweise in den ersten 24 Stunden, eingenommen wird.
Wichtig: Die "Pille danach" kann eine Schwangerschaft nur verhindern, wenn noch kein Eisprung stattgefunden hat. Ist der Eisprung bereits erfolgt, kann sie ein mögliches Zusammentreffen von befruchtungsfähigen Spermien und Eizelle nicht verhindern. Ebenso kann die "Pille danach" keine bereits bestehende Schwangerschaft beenden. Damit ist sie als Notfall-Verhütungsmittel klar von einem medikamentösen Schwangerschaftsabbruch abzugrenzen.
Derzeit stehen bei der "Pille danach" zwei Wirkstoffe zur Auswahl: Levonorgestrel und Ulipristalacetat. Der Wirkstoff Levonorgestrel ist in Präparaten, wie Levonoraristo®, Postinor®, Unofem® Hexal, Levonorgestrel Stada®, Navela® und Pidana®, enthalten. Aufgrund der langjährigen Datengrundlage gilt er als relativ unbedenklich. Die "Pille danach" mit Levonorgestrel kann bis zu 72 Stunden nach dem ungeschützten Geschlechtsverkehr zum Einsatz kommen.
Der neuere Wirkstoff Ulipristalacetat, der im vergleichsweise teureren Produkt ellaone® enthalten ist, kann deutlich länger, nämlich bis zu 5 Tage nach dem ungeschützten Geschlechtsverkehr eingenommen werden. Bei diesem Wirkstoff ist es bislang jedoch nicht abschätzbar, inwiefern sich durch die Einnahme nach einer bereits erfolgten Befruchtung ein Fehlbildungsrisiko für das Kind ergibt.
Die Pille danach - Quelle: Youtube | pro familia
Auch Frauen, die mit der Pille verhüten, können einen Schwangerschaftstest durchführen. Dieser misst das Schwangerschaftshormon hCG, das durch die Einnahme der Pille nicht beeinflusst wird. Wenn deine Monatsblutung ausbleibt oder weitere mögliche Anzeichen einer Schwangerschaft auftreten, solltest du einen Schwangerschaftstest machen. Wann genau der Test möglich ist und wie er durchgeführt wird, erfährst du in unserem Ratgeber "Der Schwangerschaftstest".
Zunächst einmal solltest du tief durchatmen und Ruhe bewahren. Solange du noch keinen positiven Schwangerschaftstest in der Hand hältst, können deine Sorgen auch falscher Alarm sein.
Wir hoffen, dass wir dir mit diesem Beitrag weiterhelfen konnten. Er ersetzt natürlich keine ärztliche Beratung und Untersuchung.