CTG - was der Wehenschreiber verrät


Von Windelprinz Redaktion -
           
CTG - was der Wehenschreiber verrät
 © Stephen Andrews / Unsplash - CTG: was der Wehenschreiber verrät

Das CTG ist eine gängige Untersuchungsmethode während der Schwangerschaft und dient zugleich der routinemäßigen Überwachung bei einer Geburt. Vielleicht hast du bereits beim Frauenarzt Bekanntschaft damit gemacht? Ansonsten wirst du spätestens bei der Aufnahme in den Kreißsaal dein erstes CTG erhalten.

In diesem Artikel erfährst du, was genau hinter dieser Untersuchung steckt, wann ein CTG gemacht wird und was die Werte und Kurven bedeuten.


Bitte beachte: Dieser Artikel dient der Information. Er ersetzt jedoch keine individuelle Beratung oder Untersuchung durch deinen Arzt.


CTG - was ist das?

Die Abkürzung CTG steht für den Begriff Kardiotokografie bzw. Cardiotocography (englisch) und bedeutet so viel wie:

  • cardio (griechisch) = Herz
  • tokos (griechisch) = Geburt, Wehen
  • graphia (griechisch) = Schreibung, Darstellung

Mit einem CTG wird in Form einer nicht-invasiven Untersuchung die kindliche Herzfrequenz gemessen, also wie viele kindlichen Herzschläge in einer Minute gezählt werden können. Parallel dazu wird die Wehentätigkeit der Gebärmutter aufgezeichnet. Daher wird bei dem verwendeten Gerät (Kardiotokograph) auch häufig vom sogenannten "Wehenschreiber" oder vom "Herzton-Wehen-Schreiber" gesprochen.

Während der Schwangerschaft zählt das CTG neben dem Ultraschall schon seit Langem zu den etablierten Untersuchungsstandards. Seit 2021 kommt es jedoch nur noch dann zum Einsatz, wenn eine medizinische Indikation vorliegt. Auch bildgebende Ultraschalluntersuchungen werden nur noch durchgeführt, wenn sie medizinisch begründet sind oder im Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenkassen vorgesehen sind. Mehr dazu liest du im Unterpunkt "Ist ein CTG sinnvoll oder schädlich?"

Im Kreißsaal kommt das CTG als Kontrollinstrument im Rahmen der Geburtsmedizin routinemäßig zum Einsatz. Durch die Überwachung der fetalen Herzfrequenz in Verbindung mit der Wehentätigkeit soll eine Sauerstoffunterversorgung beim Baby rechtzeitig erkannt werden, sodass Ärzte und Geburtshelfer ggf. entsprechende Maßnahmen treffen können. Gewöhnlich wird bei der Aufnahme im Kreißsaal ein 30-minütiges CTG geschrieben. Bis zur Austreibungsphase wird dies gewöhnlich etwa alle 2 Stunden wiederholt. Ist die Austreibungsphase erreicht, erfolgt eine fortlaufende CTG-Kontrolle.


So wird ein CTG abgeleitet

CTG bei der Geburt
 © Sharon McCutcheon / Unsplash - CTG bei der Geburt

Gewöhnlich wird ein CTG über deine Bauchdecke abgeleitet. Zwei Sensoren werden dazu von außen auf deinen Bauch gelegt und durch je ein elastisches Band oder einen Gurt festgehalten. Mit diesen Sensoren wird ein Kardiogramm und ein Tokogramm erstellt - beide zusammen ergeben das Kardiotokogramm.


Kardiogramm + Tokogramm=Kardiotokogramm


Kardiogramm

Der erste der beiden Sensoren ist ein gepulster Doppler-Ultraschall. Er erfasst die kindlichen Herztöne. Die resultierende Aufzeichnung wird als Kardiogramm bezeichnet. Wir erklären die Werte weiter unten.

Die meisten CTG-Geräte erlauben die zusätzliche Aufzeichnung der mütterlichen Herzfrequenz. Durch die gesonderte Aufzeichnung und deren Abgleich mit dem mütterlichen Puls soll das Verwechslungsrisiko der kindlichen und mütterlichen Herzfrequenz reduziert werden.


Tokogramm

Der zweite Sensor ist ein Drucksensor. Er erfasst jede noch so kleine Wehe anhand der Spannung deiner Bauchdecke. Aus der Fortschreibung des sogenannten Toko-Werts resultiert das Tokogramm.

Falls Wehen in deinem CTG zu sehen sind, muss das jedoch nicht den unmittelbaren Start der Geburt bedeuten. Denn bereits vor der Geburt beginnt die Gebärmutter, sich mit Übungswehen auf ihren großen Tag vorzubereiten. Die Wehen sind für dich während der Schwangerschaft oft nicht einmal spürbar. Ab der 35. Schwangerschaftswoche können zudem Senkwehen auftreten, die das Baby in die richtige Startposition bringen.


Während das CTG geschrieben wird, kannst du die Herzschläge deines Babys hören. Denn das CTG-Gerät erzeugt im Takt des kindlichen Herzschlags ein akustisches Signal als eine Mischung aus Rauschen und Klopfen. Für viele Frauen ist es ein bewegender Moment, wenn sie das erste Mal bei einer CTG-Untersuchung dem Herzschlag ihres Babys lauschen können.

Für eine genaue Messung beim CTG ist es wichtig, dass du während der Untersuchung möglichst still liegst. Suche dir daher eine bequeme Position zu Beginn des CTGs, denn die Untersuchung dauert im Durchschnitt mindestens 30 Minuten. Natürlich kannst du dich kurz strecken, wenn das Stillliegen zu ungemütlich wird. Falls die Sensoren an deinem Bauch verrutschen, werden sie einfach neu platziert.


Ein munteres Baby beim CTG ist keine Seltenheit!

Am Anfang eines CTGs wird an deinem Bauch der Punkt gesucht, wo sich der Herzschlag des Babys am deutlichsten ableiten lässt. Welche Stelle das ist, hängt mit der Lage deines Kindes zusammen - liegt es mit dem Kopf nach oben oder unten, dreht es sich gerade eher nach links oder mehr nach rechts. Daher kann die ideale Stelle bei zwei CTG-Untersuchungen ganz verschieden sein.

Sogar während ein und demselben CTG kann es notwendig werden, die Position des Sensors zu verändern. Der Grund ist oft ein hellwaches Baby. Während du tagsüber in Bewegung bist, wird dein Baby angenehm in Schlaf gewiegt. Verhältst du dich ruhig, wird das Kleine nicht länger sanft geschaukelt und wacht auf. Das gilt sowohl nachts als auch bei einer ärztlichen Untersuchung.

Sobald das Kind im Bauch seine Lage verändert, kann das Signal am Sensor schwächer werden oder komplett verschwinden. Ein Abbrechen des akustischen Signals vom Herzton deines Kindes ist in solch einem Fall normal und kein Grund zur Sorge. Moderne CTG-Geräte erkennen, wenn das Kind sich bewegt und vermerken dies in der Aufzeichnung der erfassten Werte. Auf diese Weise können solche harmlosen Veränderungen von tatsächlichen Auffälligkeiten unterschieden werden.


CTG - was der Wehenschreiber verrät
 © Stephen Andrews / Unsplash - CTG: was der Wehenschreiber verrät

Was verrät das CTG?

Alle gemessenen Werte druckt das CTG auf einem langen Papierstreifen aus. Dabei werden die Werte im Normalfall in Form einer stark gezackten Linie dargestellt. Diese lassen sich unmittelbar auswerten.

Hier erklären wir dir die wichtigsten Parameter eines CTGs und die entsprechenden Normwerte. Diese Referenzwerte gelten für ein CTG geschrieben ab der 34. SSW:


CTG-Werte und ihre Bedeutung


Klicke auf den jeweiligen Wert, um eine detaillierte Beschreibung zu lesen.

  1. Mittlere fetale Herzfrequenz: 110 - 160 Schläge / min.
  2. Mütterliche Herzfrequenz (in Ruhe): 60 - 80 Schläge / min.
  3. Akzeleration: Anstieg der fetalen Herzfrequenz
  4. Dezeleration: Absinken der fetalen Herzfrequenz
  5. Oszillation: Bandbreite der kindlichen Herzfrequenz
  6. Toko-Wert: Messung der Wehentätigkeit

Dir klingen diese Werte ein wenig zu technisch? Keine Sorge. - Am grafischen Beispiel sieht es weniger kompliziert aus.


CTG-Werte am Beispiel



 © Sharon McCutcheon / Unsplash - Kardiotokogramm (CTG)

Dieses Beispiel-CTG zeigt die Herzfrequenz des Babys (oben in Blau), die Herzfrequenz der Mutter (mittig in Grün) und die Wehen als Toko-Wert ("TOCO", unten in Violett). Nur 40 Minuten später wurde das Baby geboren!


Ist ein CTG sinnvoll oder schädlich?

Vom Gesetzgeber sind routinemäßige CTG-Untersuchungen während der Schwangerschaft nicht vorgesehen. Unter der Geburt zählt ein Wehenschreiber dagegen zum Standard, sodass meist bei Aufnahme in den Kreißsaal ein CTG abgeleitet wird. Je nach Geburtsphase und Dynamik der Geburt, kann die Untersuchung jederzeit wiederholt werden. Sollte eine Ableitung über die Bauchdecke während der Geburt nicht möglich sein, kann nach Blasensprung direkt am kindlichen Kopf ein Sensor angebracht werden.

In der Schwangerschaft dürfen CTGs seit 2021 nur noch durchgeführt werden, wenn sie medizinisch begründet sind. Es muss also eine Indikation vorliegen, die diese Untersuchung rechtfertigt. Dabei weist nicht jede Auffälligkeit in der Schwangerschaft auf ernsthafte Komplikationen hin. Ein CTG ist an dieser Stelle sinnvoll, um für dein Baby und dich Klarheit und Sicherheit zu schaffen.

Meistens werden CTGs erst im letzten Drittel der Schwangerschaft abgeleitet. Kommt es während einer Schwangerschaft zu Komplikationen oder gibt es ein erhöhtes Risiko für deren Auftreten, kann allerdings deutlich früher - ab der 26. Schwangerschaftwoche - mit den Kontrolluntersuchungen begonnen werden.


Schutz des Ungeborenen


Seit 2021 hat der Gesetzgeber ausdrücklich den Einsatz von CTG und bildgebenden Ultraschalls außerhalb des Leistungskatalogs der gesetzlichen Krankenkassen und ohne medizinische Begründung untersagt. Zwar ist eine Untersuchung mit Doppler-Ultraschall eine risikoarme und daher weit verbreitete Routine während der Schwangerschaft. Doch beim CTG wird das verhältnismäßig kleine Ungeborene mit einer relativ hohen Ultraschallintensität konfrontiert.

Hat die Untersuchung keinerlei gesundheitsbezogenen Wert, sieht der Gesetzgeber keine Rechtfertigung dafür, das Kind dieser Einwirkung von außen auszusetzen. Zwar gibt es aktuell keinen Beleg dafür, dass eine Ultraschalluntersuchung schädlich für das Kind sein kann - doch der Schutz des Ungeborenen vor überflüssigen Untersuchungen wird an erste Stelle gesetzt.


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