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Eine Mutter-Kind-Kur stärkt die Mutter-Kind-Beziehung und kann deiner Familie helfen, wieder die Balance zu finden
Oft sind wir in unserem Alltag "gefangen" - müssen funktionieren um Familie, Job und alle sonstigen Themen unter einen Hut zu bekommen. Wenn sich zu diesem Balanceakt noch Sorgen oder Krankheiten hinzugesellen, wird unsere körperliche und mentale Gesundheit auf die Probe gestellt.
Befindest du dich aktuell in einer solchen Situation? Dann könnte eine Mutter-Kind-Kur das Richtige für dich sein. Der folgende Artikel hilft dir, dies herauszufinden.
Eine Mutter-Kind-Kur (oder auch Mütterkur) verfolgt das Ziel, ernsthafte Gesundheitsgefährdungen oder eine Verschlechterung einer bereits bestehenden Erkrankung verhindern. Eine häufige Rolle spielen heutzutage Stress- und Erschöpfungszustände. Erschöpfungszustände bis zum Burnout stellen laut dem Müttergenesungswerk den größten Anteil der Aufnahmeindikationen dar. Viele Mütter sind davon betroffen, da sie unterschiedliche Rollen als Hausfrau, Mutter und Berufstätige erfüllen müssen.
Auf unserem Blog lest ihr dazu einen spannenden Artikel:
Mental Load - Wie ich meinen Ballast über Bord warf
Der stationäre Kuraufenthalt, der üblicherweise 3 Wochen (mit Verlängerung auch bis zu 4 Wochen) dauert, soll eine praktische und emotionale Entlastung vom Alltag bewirken. Je nach Indikation handelt sich hierbei entweder um eine Vorsorgemaßnahme oder um eine Rehabilitationsmaßnahme, was jedoch nicht mit einem Wellness-Urlaub auf Rezept verwechselt werden sollte. Mamas, die mit dieser Vorstellung einen Kuraufenthalt antreten, werden mit hoher Wahrscheinlichkeit ernüchtert oder enttäuscht sein.
Die einzige Erholungschance besteht dann oftmals darin, Abstand vom Alltag zu gewinnen. Mithilfe einer Mutter-Kind-Kur sollen jedoch nicht nur akute, sondern langfristige Effekte erzielt werden: Mütter sollen auf die Zeit nach der Kur vorbereitet werden und lernen, selbstständig und eigenverantwortlich zu agieren. In einem Kuraufenthalt werden die nötigen Strategien erarbeitet, die im Alltag helfen können.
Der Ablauf einer Mutter-Kind-Kur hängt von deiner Indikation, den persönlichen Rahmenbedingungen und von der gewählten Kureinrichtung ab. Je nachdem, ob die Kur für dich eine Vorsorgemaßnahme oder eine Rehabilitationsmaßnahme darstellt, wird für dich ein individueller Therapieplan ausgearbeitet. Zudem kann der Kuraufenthalt als Mutter-Kind-Kur oder als reine Mütterkur erfolgen.
Wenn eine Kur-Bewilligung erfolgt, gibt es zwei unterschiedliche Möglichkeiten für die Unterbringung der Kinder. Sie werden entweder zu Hause vom Vater oder anderen Angehörigen betreut oder eine Sozialarbeiterin/ein Sozialarbeiter steht der Familie in dieser Zeit unterstützend zur Seite.
Die zweite und deutlich häufiger in Anspruch genommene Möglichkeit ist, dass die Kinder die Mutter zur Kur begleiten. Sie werden in der Kuranstalt betreut und haben je nach Alter auch 2-3 Stunden pro Tag Unterricht. Kinder spielen in diesem ganzheitlichen Konzept eine wichtige Rolle, denn inzwischen weiß man, dass sich ein ernst zunehmender Zustand der Mutter auch auf die Gesundheit und Psyche der Kinder auswirken kann.
Liegt bei deinem Kind auch ein Kurbedarf vor? So besteht unter bestimmten Voraussetzungen die Möglichkeit, dass Kind ebenfalls Therapieanwendungen im Rahmen der Mutter-Kind-Kur erhält. Weiter unten erfährst du Näheres dazu:
Erhalten Kinder ebenfalls Anwendungen?
Charakteristisch für einen Kuraufenthalt ist ein geregelter Tagesablauf, der zumeist früh morgens beginnt, der aber auch am frühen Abend endet. Der konkrete Tagesablauf ist hingegen individuell und hängt vom persönlichen Therapieplan ab. Dieser kann unterschiedlichste Aktivitäten beinhalten, die im Kurjargon "Anwendungen" genannt werden.
Über die Anwendungen hinaus bleibt in der Regel ausreichend Zeit zur eigenen Gestaltung, sowie für gemeinsame Mahlzeiten und Ruhephasen.
Grundsätzlich haben alle Eltern mit dem Bedarf an Vorsorge und/oder Rehabilitation einen Anspruch - egal, ob männlich oder weiblich, ob berufstätig oder nicht. Ein Bedarf an Vorsorge und/oder Rehabilitation ist dann gegeben, wenn eine körperliche oder mentale Beeinträchtigung der Gesundheit vorliegt. Aber auch bei einer Mehrfachbelastung im Alltag, in schwierigen Familiensituationen oder im Fall belastender Lebensumstände lässt sich ein Kurbedarf rechtfertigen.
Anspruch auf eine Mutter-Kind-Kur haben u. a. Mütter mit folgenden Problemen:
Diese und weitere Faktoren können dazu führen, dass Mütter irgendwann nicht mehr in der Lage sind, ihren Alltag zu bewältigen. Mütter wissen dann nicht mehr, wie sie entspannen oder etwas Gutes für sich selbst tun können. Und genau hier setzt eine Mutter-Kind-Kur an.
Möchtest du nun genau wissen, ob du Chancen auf eine Kurbewilligung hast? Das Müttergenesungswerk bietet dazu unter nachfolgendem Link einen Kurtest für Mütter an:
https://www.muettergenesungswerk.de/reif-fuer-die-kur/kurtest/kurtest-fuer-muetter
Erziehende Eltern können eine Mutter-Kind-Kur alle 4 Jahre beantragen. Liegen chronische Erkrankungen oder Behinderungen vor, sind Mutter-Kind-Kuren sogar alle 2 Jahre möglich.
Auch auf Väter können all diese Themen natürlich ebenfalls zutreffen. Weiter unten erfährst du mehr über die Möglichkeit einer Vater-Kind-Kur.
Seitens der Krankenkassen können Kinder bis 12 Jahre, in besonderen Fällen bis 14 Jahre, ihre Eltern zur Kur begleiten. Für Kinder mit Behinderung gelten hingegen keine Altersgrenzen. In den Kliniken gibt es jedoch teilweise gesonderte Altersgrenzen. Darauf solltest du im Fall einer Wunschklinik achten. So nehmen manche Häuser beispielsweise keine Babys und Kleinkinder unter 2, 3 oder 4 Jahren auf.
Sinnvoll ist es, wenn die Kinder bereits an eine Fremdbetreuung, wie z. B. Kindergarten, gewohnt sind. Denn nur so bietet der Kuralltag auch das Potenzial für Erholung und Zeit für sich selbst. In der Zeit, in der die Kinder betreut werden, können individuelle Angebote und Anwendungen wahrgenommen werden.
Auch Schulkinder können ihre Eltern begleiten. Sofern der Aufenthalt außerhalb der Schulferien stattfindet, müssen sie dafür aber beurlaubt werden.
Wenn dein Kind ebenfalls kurbedürftig ist (beispielsweise aufgrund von ADS/ADHS, Asthma, Psychotraumata, Neurodermitis oder Adipositas), hat es ebenfalls Anspruch auf Therapie, sofern ein Attest vorgelegt werden kann. Es sollte zuvor mit dem Kinderarzt abgesprochen werden, ob und welche Anwendungen für das Kind sinnvoll sind. Dementsprechend ist zu prüfen, ob eine Klinik auch geeignete Anwendungen für Kinder anbietet.
Ein gesundes Kind, das als Begleitperson mitaufgenommen wird, benötigt kein ärztliches Attest. Allerdings hat es dann auch keinen Anspruch auf Anwendungen, Therapien oder Angebote, die über das reguläre Betreuungsangebot hinaus gehen.
Bitte bedenke folgendes: Im Fokus einer Mutter-Kind-Kur steht an erster Stelle der Gesundheitszustand der Mutter, nicht der des Kindes. Andernfalls wäre möglicherweise eine Kinder- und Jugendreha die richtige Wahl.
Grundsätzlich brauchst du zunächst ein Attest deines Hausarztes, in dem ein Kuraufenthalt für dich und dein Kind empfohlen wird. In diesem Attest werden gesundheitliche Probleme, wie zum Beispiel chronische Rückenschmerzen, Schlafstörungen oder depressive Symptome zusammen mit verstärkenden Faktoren wie Erziehungsproblemen, Trauerfall oder Pflegefall aufgeführt.
Ist auch dein Kind kurbedürftig? So benötigt es ebenfalls ein ärztliches Attest, um Therapieangebote erhalten zu können. Mehr dazu unter: Erhalten Kinder ebenfalls Anwendungen bei der Mutter-Kind-Kur?
Um eine Kostenzusage für die Mutter-Kind-Kur zu erhalten, musst du das ärztliche Attest nun bei deiner Krankenkasse einreichen. Je nach Krankenkasse, aber auch in Abhängigkeit davon, ob es sich bei der Kur um eine Vorsorgemaßnahme oder um eine Rehabilitationsmaßnahme handelt, kann es auch sein, dass zeitgleich mit dem Rezept ein Antragsformular und verschiedene Selbstauskünfte eingereicht werden müssen. Du solltest dich deshalb vorab bei deiner Krankenkasse über das Prozedere informieren.
Hilfestellung beim Kur-Antrag bieten die Beratungsstellen der Wohlfahrtsverbände (z. B. Caritas Arbeiterwohlfahrt (AWO), DRK, Diakonie). Zusätzlich erhältst du dort Hinweise, welche Formulierungen das ärztliche Attest beinhalten muss. Beratung und Hilfe erhältst du außerdem auch direkt beim Deutschen Müttergenesungswerk.
Wurde die Mutter-Kind-Kur von der Krankenkasse bewilligt, so geht es weiter mit dem Anmeldeprozess bei der jeweiligen Kureinrichtung. Neben den individuellen Anmeldedokumenten, werden ärztliche Befunde und Selbstauskunftsdokumente erbeten. Ein Selbstauskunftsbogen ermöglicht es dir, deine Gesamtsituation näher zu erläutern. Außerdem kannst du zusätzliche Belastungen wie beispielsweise finanzielle Probleme oder Erkrankungen des Kindes aufführen.
Nicht selten passiert es, dass ein Erstantrag von der Krankenkasse abgelehnt wird. Dafür kann es unterschiedliche Gründe geben. Eine Ablehnung erfolgt zum Beispiel, wenn nicht ersichtlich ist, dass die medizinischen Voraussetzungen erfüllt sind oder aber wenn in der Vergangenheit bereits ein Kuraufenthalt bewilligt wurde und dieser weniger als 4 Jahre zurückliegt. Der Grund für eine Ablehnung kann jedoch auch ganz banal sein, wie ein unvollständig oder falsch ausgefüllter Antrag.
Wichtig: Wenn dein Kur-Antrag abgelehnt wurde, kannst du innerhalb eines Monats schriftlichen Widerspruch einreichen.
Mütter, die in einem Angestelltenverhältnis tätig sind, haben während einer Mutter-Kind-Kur Anspruch auf volle Lohnfortzahlung, so wie auch bei einer Arbeitsunfähigkeit aufgrund von Krankheit. Auch auf den gesetzlichen Urlaub dürfen keine Kurtage angerechnet werden. Du musst deinem Arbeitgeber allerdings die Einladung der Klinik, sowie die Kostenbewilligung der Krankenkasse vorlegen.
Selbstverständlich sind auch Väter im Alltag vielen Belastungen ausgesetzt. Ob in einer Partnerschaft lebend oder alleinerziehend: Väter müssen in der heutigen Gesellschaft zahlreichen Anforderungen gerecht werden. Wenn viele kleine und große Belastungen zu chronischem Stress, Erschöpfung und Überforderung führen, können diverse psychische und physische Probleme auftreten.
Aus diesem Grund gibt es auch Familien- oder Vater-Kind-Kuren. Angebote speziell für Väter gibt es in Form einer reinen Vater-Kind-Kur, bei der nur Väter und ihre Kinder teilnehmen oder als gemischte Form, bei der Väter, wie auch Mütter mit ihren Kindern in derselben Klinik untergebracht sind. In der Regel wird ein Fokus darauf gelegt, dass für Väter individuelle Gruppenangebote bestehen. Der Austausch mit anderen Vätern soll gefördert werden.
Was die Feststellung des Bedarfs an Vorsorge oder Rehabilitation und somit den Anspruch auf eine Vater-Kind-Kur betrifft, gelten prinzipiell die gleichen Anforderungen wie auch bei den Müttern. Siehe auch: Wer hat Anspruch auf eine Mutter-Kind-Kur?
Dennoch wird die Möglichkeit einer Vater-Kind-Kur bis heute nur von wenigen Vätern in Anspruch genommen. Beim Müttergenesungswerk lag der Väteranteil in 2019 trotz steigender Tendenz bei nur 4,4 Prozent.
Im Idealfall hält der Kurerfolg eine Weile an. Mithilfe verschiedener Anwendungen, Therapien, Entspannungstechniken und Sport haben Eltern und Kinder das nötige Rüstzeug für den Alltag an die Hand bekommen. Die Familie hat in der Kur gelernt, mit den Anforderungen des Alltags besser zurechtzukommen und auf einen Schatz an Ressourcen in belastenden und stressigen Situationen zurückzugreifen.
Psychotherapeutische Gespräche regen zudem häufig ein Überdenken der eigenen Struktur an. Eine Mutter-Kind-Kur stärkt die Beziehung zwischen Mutter und Kind und hilft, einander wieder näherzukommen.
Mit der richtigen Erwartungshaltung und der Wahl einer passenden Kureinrichtung kann ein Kuraufenthalt auch dir und deiner Familie helfen, wieder die Balance im Leben zu finden.