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Die Rektusdiastase (auch Bauchspalte oder Mittellinienbruch) ist eine häufige Folge, wenn sich der Bauch in kurzer Zeit stark dehnt. Gerade nach einer Schwangerschaft sind viele Frauen davon betroffen. Wie sich eine Rektusdiastase äußert und was du dagegen tun kannst, erfährst du im nachfolgenden Ratgeber.
Bitte beachte: Dieser Artikel dient der Information. Er ersetzt jedoch keine individuelle Beratung oder Untersuchung durch deinen Arzt.
Bei einer enormen Dehnung des Bauchs spannt sich die Haut und unter bestimmten Voraussetzungen auch die Bauchmuskeln. Bei einer Rektusdiastase sind die beiden gerade verlaufenden Bauchmuskeln betroffen.
Während einer Schwangerschaft, insbesondere bei Mehrlings- und wiederholten Schwangerschaften, drückt das Ungeborene gegen die Bauchwand und die -muskulatur. In der Folge weichen diese nach Außen, damit das Kind Platz erhält. Durch die Spannung ziehen sich die Bauchmuskeln auseinander, um dem Druck zu mindern. Daraus entsteht Spalt zwischen ihnen.
In der Regel beginnt dieser Prozess ab dem fünften Schwangerschaftsmonat. Am Schwangerschaftsende besitzt fast jede Schwangere den Muskelspalt, der sich im Normalfall nach der Geburt von selbst wieder verschließt. Verbleibt dieser dauerhaft mit einer Spaltgröße von zwei oder mehr Zentimetern, wird von einer krankhaften Rektusdiastase gesprochen.
Aber auch starke Gewichtszunahmen und der sogenannte Stammfettbauch bei Männern kann eine starke Spannung/Dehnung der Rektusmuskeln mit Spaltbildung zur Folge haben.
Eine Rektusdiastase kannst du anhand der typischen Anzeichen, der spürbaren Symptome oder der daraus resultierenden Folgen erkennen. Im Idealfall sollten frühzeitig geeignete Maßnahmen ergriffen werden, damit es erst gar nicht zu Beschwerden kommt.
Durch einen Selbsttest mittels Ertasten kannst du feststellen, ob eine Rektusdiastase bei dir nach der Geburt vorliegt und wie umfangreich beziehungsweise wie gut sie sich im Laufe der Zeit zurückbildet. Dafür gehst du folgendermaßen vor:
Ist ein Spalt vorhanden und deine beiden Finger passen hinein, ist davon auszugehen, dass der Spalt mindestens zwei Zentimeter breit ist und somit eine Rektusdiastase vorliegt. Ergebnisse unter zwei Zentimeter weisen auf die Abheilung und fast abgeschlossene Heilung hin.
Rektusdiastase - Quelle: Youtube | Fit 4 Life by Joanna
Damit du die ungefähre Länge ausmachen kannst, schiebe die Finger während der Anspannphase nach oben, bis du auf spürbar härteres Gewebe triffst. Zudem ist der Selbsttest zu wiederholen, bei dem im zweiten Verlauf die Finger aber direkt an den unteren Bauchnabelrand angesetzt werden. Auch hier zeigen die Fingerkuppen nach unten. Dann gehst du erneut so vor, wie bereits bei der anderen Position beschrieben und schiebst die Finger mit Druck in die Bauchdecke nach unten zum Schambein hin.
Im Anschluss rechnest du die Länge oberhalb und unterhalb des Bauchnabels zusammen. Im Durchschnitt weist eine Rektusdiastase bei betroffenen Frauen eine Länge zwischen zwölf und 15 Zentimeter auf.
Die Längenbestimmung ist wichtig, weil du regelmäßig den Selbsttest machen solltest, um zu beobachten, ob eine Rückbildung voranschreitet. Da sich die Muskulatur meist an den engsten Stellen zuerst wieder zusammenzieht, wird sich oftmals erst die Länge reduzieren und sich der Spalt in der Bauchnabelregion zuletzt verkleinern.
Im Normalfall beginnt die Rückbildung bereits wenige Tage nach der Geburt und ist spätestens nach einigen Monaten vollständig abgeschlossen. Bei manchen geht es schneller, bei anderen dauert es länger. Das hängt von verschiedenen Faktoren ab:
Während du auf einige der oben genannten Faktoren, wie die Beschaffenheit deines Bindegewebes oder die Dehnung des Bauchs, z. B. durch eine einer Mehrlingsschwangerschaft nicht oder nur begrenzt beeinflussen kannst, gibt es nach der Schwangerschaft verschiedene Maßnahmen, die du ganz gezielt berücksichtigen kannst.
Wenn du eine spontane Geburt hattest, kannst du mit leichten Übungen bereits ab ersten Tag des Wochenbetts, also ab dem Tag nach der Geburt, direkt anfangen. Wenn es ein Kaiserschnitt war, musst du warten, bis die Narbe geschlossen ist und dir dein Gynäkologe "grünes Licht" gibt. Im besten Fall fragst du deinen Arzt oder zumindest deine Hebamme, ob du unbedenklich mit Wochenbett-Übungen gegen die Rektusdiastase beginnen kannst. Dann bist du stets auf der sicheren Seiten.
Als Übungen für die Rückbildung während der Wochenbettzeit eignen sich Atemübungen in der Frühphase (in den ersten zwei Wochen ab Geburt). Dabei legst du dich hin, atmest tief ein und versuchst dabei, das Gefühl für deinen Beckenboden zu verbessern, indem du deinen untersten Bauchbereich beim Einatmen leicht anspannst und beim Ausatmen wieder löst. Diese Übung sollte täglich und maximal zehn Minuten durchgeführt werden.
In der Spätphase (ab der dritten Woche nach Geburt) geht es um die Förderung der Regeneration. Dazu werden die Atmungsübungen intensiviert und zusätzlich Arme sowie Beine bewegt. Langsame Spaziergänge sind empfehlenswert. Durch diese Dynamik von täglich zehn bis 15 Minuten schaffst du eine optimale Basis für die darauffolgende gezielte Rückbildungsgymnastik.
Wie lange das Wochenbett andauert, ist von Frau zu Frau unterschiedlich. In der Regel sind Mütter nach der Geburt etwa ab der achten Woche wieder so weit "hergestellt", dass sie mit der Rückbildungsgymnastik beginnen können. Nach einer Kaiserschnitt-Geburt empfiehlt sich, nicht vor der zwölften Woche aktiv zu werden. Eine vorherige Abklärung mit dem Arzt oder der Hebamme wird angeraten.
Das Ziel der Übungen ist, die Beckenbodenmuskulatur aufzubauen und die Haltemuskulatur zu stärken. Gut geeignet sind dazu auch unsere speziellen Beckenboden-Übungen, die du idealerweise mehrmals die Woche durchführen solltest.
Ungeeignete Übungen, die den Beckenboden belasten und eine Rektusdiastase fördern oder noch verschlimmern können, sind:
Rektusdiastase & BeBo - Quelle: Youtube | Fit 4 Life by Joanna
Wenn sich die Rektusdiastase trotz Rückbildungsübungen nach einigen Monaten immer noch nicht zurückgebildet hat und Schmerzen verursacht oder wenn gesundheitliche Komplikationen, wie ein Bauchwandbruch, drohen beziehungsweise bereits bestehen, dann ist eine Operation nicht zu vermeiden.
Die Operation dauert durchschnittlich etwa 45 Minuten und wird normalerweise mit einer Lokalanästhesie durchgeführt. Das heißt, du bist bei vollem Bewusstsein, spürst aber von dem Eingriff nichts. In der Regel wird ein halbmondförmiger Schnitt im Bauchnabelbereich gemacht. Durch diesen erfolgt die Fixierung der beiden Bauchmuskeln, indem sie in die richtige Position gebracht und dort fixiert werden. Dabei wird selbstauflösendes Nahtmaterial verwendet.