Wochenbettdepression: Wenn die Freude ausbleibt...


Von Windelprinz Redaktion -
           
Wochenbettdepression
 © StockSnap / Pixabay - Wochenbettdepression: Wenn die Freude ausbleibt...

Die Wochenbettdepression, die auch postpartale Depression genannt wird, und der allseits bekannte "Baby Blues" können nach der Entbindung entstehen, weisen aber einige Unterschiede auf: Der Baby Blues betrifft lediglich einen kurzen Zeitraum nach der Geburt und hat keinen Krankheitswert, sodass keine Therapie notwendig ist, während die postpartale Depression länger andauert, ernst zu nehmen und behandlungsbedürftig ist.

Lies hier, wie es zur Wochenbettdepression kommt, durch welche Symptome sie sich äußert und wie sie behandelt wird. Zudem folgen Tipps, wie du sie vorbeugen kannst.



Wie viele Frauen haben eine Wochenbettdepression?

Etwa sieben von zehn Müttern haben einige Tage nach der Entbindung das Gefühl, permanent weinen zu müssen. Sie sind ängstlich, erschöpft, fühlen sich unsicher mit der neuen Situation und leiden unter Stimmungsschwankungen. Die Rede ist vom Baby Blues. Innerhalb weniger Tage geht es ihnen jedoch wesentlich besser. Von der echten Wochenbettdepression, die einige Wochen nach der Geburt einsetzt, sind rund 15 bis 25 Prozent der Frauen betroffen, wobei auch Väter darunter leiden können. Dies ist nicht verwunderlich, denn mit der Geburt beginnt ein neuer Lebensabschnitt mit neuen Aufgaben und Rollenbildern. Vieles verändert sich von heute auf morgen.

Gib daher deiner Seele und deinem Körper ausreichend Zeit für Ruhe und Erholung. Es ist wichtig, im Wochenbett für genügend Entspannung zu sorgen. Mache dir keinen Stress, schlafe zusammen mit deinem Baby ein und stelle den Haushalt hinten an, um eine Depression zu vermeiden.


Wann ist der Baby Blues eine Wochenbettdepression?


Beachte, dass der Übergang vom Baby Blues zur ernsthaften Wochenbettdepression fließend sein kann. In der Fachsprache werden ebenso die Begriffe postpartale Depression und postnatale Depressionen verwendet: Mit postnatal wird streng genommen die Zeit nach der Entbindung beschrieben, auf das Kind bezogen. Postpartal hingegen beschreibt den Zeitraum nach der Geburt, bezogen auf die Mutter. Die postpartale Depression, auf die sich der Begriff Wochenbettdepression im eigentlichen Sinne bezieht, muss behandelt werden. Sie verschwindet nicht von allein.


Warum entsteht eine Wochenbettdepression?

Die Ursachen sind noch nicht gänzlich geklärt. Es kommen verschiedene Auslöser infrage:

  • Hormone: Es wird vermutet, dass die Depression durch hormonelle Veränderungen entsteht. Nach der Entbindung sinken die Konzentrationen der beiden Hormone Östrogen und Progesteron. Sie wirken auf die Stimmung stabilisierend und können somit Depressionen entgegenwirken. Daneben steigt die Konzentration des Prolaktins an. Dieses Hormon soll die Symptome der Wochenbettdepression auslösen, beispielsweise Stimmungsschwankungen, Traurigkeit und Hoffnungslosigkeit.

  • Erschöpfung: Zudem sind die Anstrengungen der Geburt belastend für den Körper und die Seele der Mutter. Hinzu kommen eine körperliche und geistige Erschöpfung, beispielsweise aufgrund von Schlafmangel sowie der veränderten Lebenssituation und der damit einhergehenden Überforderung.

  • Hoher Erwartungsdruck: Das Umfeld setzt außerdem voraus, dass die Eltern mit ihrem Baby nun rundum glücklich sein müssen. Die übersteigerten Erwartungen, die viele Mütter nicht selten selber an sich stellen, üben einen großen Druck aus und können ebenso eine Depression fördern. Das Gleiche gilt, wenn der Vater keine ausreichende Unterstützung bietet.

So kommen viele Faktoren zusammen, die eine Depression begünstigen und über das Ausmaß der Beschwerden entscheiden können.


Wann beginnt eine Wochenbettdepression und wie lange dauert sie?

Die Symptome einer Wochenbettdepression können innerhalb der ersten zwei Jahre nach der Geburt auftreten. Dabei ist der Begriff "Wochenbettdepression" womöglich irreführend und man spricht daher von einer postpartalen Depression. Bei den meisten betroffenen Müttern setzen die Symptome allerding tatsächlich im Wochenbett oder zumindest in den ersten Wochen und Monaten nach der Geburt ein.

Die Dauer einer Wochenbettdepression variiert: Sie kann einige Tage, aber ebenso Wochen oder sogar Monate andauern. Besteht sie länger als sieben Tage, solltest du mit einem Arzt oder deiner Hebamme über die Beschwerden, Ängste, Zweifel, Bedenken oder Sorgen sprechen. Oftmals hilft dies Müttern bereits. Sie erhalten Ratschläge, Tipps und werden von Zweifeln oder gar Schuldgefühlen entlastet.

Es gibt aber auch Fälle, in denen sich die Wochenbettdepression auf Dauer zur Wochenbettpsychose entwickelt. Hier ist eine Behandlung überaus wichtig. Sie stellt eine schwerwiegende Erkrankung dar, kann die Mutter-Kind-Beziehung nachhaltig stören und schlimme Folgen haben.

Das Gleiche gilt auch bei einer unbehandelten Depression. Vor allem Frauen, die bereits im Vorfeld oder während der Schwangerschaft psychische Beschwerden hatten (siehe auch Schwangerschaftsdepression), sollten sich frühzeitig in professionelle Hände begeben, da hier die Neigung zu einer Depression größer ist. Dies gilt ebenso, wenn im engeren Familienkreis ähnliche Probleme bestanden haben.


Wie äußert sich eine postpartale Depression und wie merke ich, dass ich eine Wochenbettdepression habe?

Für Außenstehende ist die Wochenbettdepression oftmals schwer erkennbar. Dies gilt umso mehr, wenn die Mutter versucht, die Fassade des Glücklich- und Starkseins aufrechtzuerhalten. Meist entwickeln sich die Symptome schleichend und lassen sich kaum von denen des Baby Blues unterscheiden. Auch der Übergang ist fließend. Der wichtigste Unterschied ist darin zu finden, wie lange die Symptome andauern. Bestehen sie länger als 10 bis 14 Tage, kann sich aus dem Stimmungstief eine Wochenbettdepression entwickeln. Zu den möglichen Symptomen gehören:

  • Stimmungsschwankungen und Gereiztheit
  • häufige Tränenausbrüche
  • Erschöpfung, Antriebs- und Ruhelosigkeit
  • Gefühle der Überforderung
  • Leere und Traurigkeit
  • Ängste bis hin zu Panikattacken
  • Schuldgefühle und Versagensängste
  • geringes Selbstvertrauen
  • Appetitlosigkeit
  • Schlafstörungen
  • fehlender Sexualtrieb
  • körperliche Beschwerden wie Schwindel, Kopfschmerzen und Verdauungsprobleme

Bei erheblicher Ausprägung sind auch ein sozialer Rückzug, zwiespältige Gefühle gegenüber dem neugeborenen Kind oder sogar eine Ablehnung und Selbstmordgedanken möglich.


Wie wird eine Wochenbettdepression behandelt?

Falls du erhebliche Unsicherheiten und Ängste bemerkst und du dich immer mehr zurückziehst, solltest du dir ärztliche Hilfe holen. Scheue dich nicht davor, offen darüber zu sprechen. Die Depression hat nichts mit Schwäche und Versagen zu tun, sondern es handelt sich um einen seelischen und körperlichen Erschöpfungszustand. Die Symptome können ohne Behandlung chronisch werden und sich verschlimmern. Suche daher deinen Haus- oder Frauenarzt auf.

Sehr hilfreich ist zudem eine Gesprächstherapie mit einem Psychotherapeuten, um die Ursachen zu ermitteln und Denkmuster abzuändern. Falls nötig, können Medikamente verordnet werden. Wurdest du mit den Antidepressiva gut eingestellt, wirst du bereits nach zwei Wochen merken, dass sich die Symptome allmählich verbessern. Bis zur vollständigen Heilung können mehrere Monate oder Jahre vergehen. Die individuelle Behandlung hängt immer vom Schweregrad der Wochenbettdepression ab. Im extremen Fall muss sie in einer stationären Einrichtung erfolgen. Dies zeigt, dass eine frühzeitige Therapie wichtig ist.


Wochenbettdepression vorbeugen - ist dies möglich?

Hundertprozentig kann eine Wochenbettdepression nicht verhindert werden, doch mit einigen Tipps lässt sich das Risiko verringern:

  • Entspannungstechniken schon während der Schwangerschaft erlernen
  • nach der Entbindung viel schlafen, am besten immer mit dem Baby gemeinsam
  • wie der Name verrät, im Wochenbett bleiben
  • Hilfe suchen und annehmen, beispielsweise durch Familienmitglieder
  • keine zu hoch angesetzten Erwartungen in die Mutterrolle
  • gesunde und ausgewogene Ernährung
  • Bewegung und frische Luft
  • soziales Umfeld schaffen, das viel Rückhalt gibt

Zusammenfassung

Die Wochenbettdepression (postpartale Depression) ist nicht das Gleiche wie ein Baby Blues. Letzterer beginnt ein paar Tage nach der Entbindung. Die Mutter ist nah am Wasser gebaut, sorgt sich um das Baby, ist angespannt, müde und gereizt. Eine Wochenbettdepression dauert länger an und ist hartnäckiger. Die Schwankungen des Hormonspiegels könnten für die Symptome verantwortlich sein. Daneben begünstigen auch psychische Faktoren und Einflüsse von außen die Entstehung einer Depression.

Während der Baby Blues nach einigen Tagen von allein verschwindet, bedarf die Wochenbettdepression einer Behandlung. Diese setzt sich aus verschiedenen möglichen Bausteinen zusammen, beispielsweise einer Gesprächstherapie mit einem Therapeuten und der Einnahme von Antidepressiva. In sehr schweren Fällen ist eine stationäre Behandlung nötig. Bleibt die Depression über einen längeren Zeitraum unentdeckt und unbehandelt, können im schlimmsten Fall suizidale Gedanken aufkommen. Die frühzeitige Diagnose ist daher sehr wichtig.


Wochenbettdepression
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