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Eine gute Versorgung mit Folsäure begünstigt nicht nur die Chance auf eine intakte Schwangerschaft. Während das Kind im Bauch der Mutter heranwächst, ist sie essenziell. Aber wie viel Folat benötigt der Körper in welcher Phase? Und wie versorgst du deinen Körper richtig damit?
Im folgenden Artikel erklären wir, was Folsäure eigentlich ist, weshalb der Körper sie braucht und wie viel du davon täglich bei einem Kinderwunsch, während Schwangerschaft und in der Stillzeit in Form von Lebensmitteln und Nahrungsmittelergänzung zu dir nehmen solltest.
Bitte beachte: Dieser Kompaktratgeber dient der Information. Er ersetzt jedoch keine professionelle und individuelle Beratung durch deinen Arzt.
Folsäure und Folat sind beides Formen des wasserlöslichen B-Vitamins B9, das eine wichtige Rolle im menschlichen Körper spielt. Während Folat die natürliche Form des Vitamins ist, die in verschiedenen Lebensmitteln vorkommt, handelt es sich bei der Folsäure um die synthetische Form, die häufig in Nahrungsergänzungsmitteln verwendet wird. Die verschiedenen Bezeichnungen sind insofern nicht willkürlich gewählt. Sie verraten etwas über Form des Vorkommens beziehungsweise Präparats.
Häufig liest man auch vom sogenannten "Folat-Äquivalent". Mit diesem Begriff wird die unterschiedliche Bioverfügbarkeit von syntetischer Folsäure und natürlichem Folat berücksichtigt. Der Begriff basiert auf der Annahme, dass Folsäure aus Nahrungsergänzungsmitteln oder angereicherten Lebensmitteln zu 100 Prozent vom Körper aufgenommen wird, während Folat aus natürlichen Quellen zu etwa 50 Prozent aufgenommen wird. Spricht man als vom Folat-Äquivalent, so wird von der tatsächlichen Folatzufuhr ausgegangen. Verschiedene Folatquellen können somit besser miteinander verglichen werden.
Man beachte: 1 Mikrogramm natürliches Folat entspricht 1 Mikrogramm Folat-Äquivalent entspricht 0,5 Mikrogramm Folsäure.
Wissenschaftlich nachgewiesen wurde die Folsäure als chemische Verbindung übrigens zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Der US-amerikanische Biochemiker Esmond Emerson Snell extrahierte 1941 Folsäure aus den Blättern von Spinat. Davon leitet sich auch der Name "Folsäure" ab. Er geht auf das lateinische Wort für Blatt ("folium") zurück. Weiter unten erfährst du unter anderem, welche folatreichen Lebensmittel es außer Spinat noch gibt.
Folsäure ist elementar für den Stoffwechsel des Körpers. Vor allem im Zusammenhang mit der Zellteilung und dem Wachstum von Zellen spielt Vitamin B9 eine Rolle. Bei einer Schwangerschaft bildet die Zellteilung die Basis dafür, dass neues Leben entsteht und im Körper der Mutter heranwachsen kann. Ein schwangerer Körper muss neben seiner eigenen Zellteilung die des heranwachsenden Fötus unterstützen und hat einen höheren Bedarf an Vitamin B9. Wie Studien gezeigt haben, senkt eine angemessene Folsäureversorgung zudem das Risiko für bestimmte Erkrankungen beim heranwachsenden Kind.
Die Forschung konnte konkret zeigen, dass sich durch eine ausreichende Versorgung mit Folsäure im Vorfeld und während der Schwangerschaft das Risiko von Spina bifida und anderen Neuralrohrdefekten erheblich senken lässt. Bei diesen Erkrankungen kommen Kinder mit einem offenen Rücken zur Welt oder Rückenmark und Gehirn werden nicht vollumfänglich entwickelt. Im sogenannten Neuralrohr nimmt das neuronale System, also die Entwicklung der Nervenbahnen des Fötus, den Ausgangspunkt. Wird die Entwicklung an dieser Stelle gehemmt, zieht das erhebliche Folgen nach sich. Neuralrohrdefekte führen vielfach zu körperlichen Behinderungen des Kindes. Falls das Gehirn betroffen ist, können sogar geistige Behinderungen des Kindes die Folge sein. Neuere Studien deuten darauf hin, dass bei guter Folsäureversorgung auch das Risiko für Autismus geringer ausfällt.
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) setzt den Tagesbedarf an Folat bei Erwachsenen bei 300 Mikrogramm an. Das wiederum entspricht 600 Mikrogramm Folsäure täglich. Bei Schwangeren sind es täglich 550 Mikrogramm Folat und in der Stillzeit 450 Mikrogramm. Die verschiedenen Werte für den jeweiligen Tagesbedarf entnimmst du der folgenden Tabelle:
Phase | Folat-Bedarf | Folsäure-Bedarf |
---|---|---|
Jugendliche und Erwachsene | 300 µg | 600 µg |
Schwangere | 550 µg | 1.100 µg |
Stillende | 450 µg | 900 µg |
Die Folatversorgung solltest du frühzeitig im Blick haben. Die meisten Ärzte raten bereits Frauen mit Kinderwunsch zu einer guten Versorgung mit Folsäure. Du kannst mit Folat die Chancen auf eine Schwangerschaft während der fruchtbaren Tage des Menstruationszyklus steigern. Zudem legst du die ideale Ausgangsbasis für eine Zellteilung in deinem Körper. Wenn du schwanger wirst, kann dein Körper dann aus diesem Reservoir schöpfen.
Die DGE empfiehlt Schwangeren eine Supplementierung von Folsäure über ein Präparat. Bereits Frauen mit Kinderwunsch rät sie die Ergänzung von 400 Mikrogramm synthetischer Folsäure pro Tag zusätzlich zur normalen Folatversorgung. Mehr dazu liest du weiter unten.
Wer auf seine Ernährung achtet und die Inhaltsstoffe seiner Speisen im Blick hat, kann diese Versorgung grundsätzlich ohne Zusatzpräparate abdecken. Allerdings gibt es viele Menschen, die nicht so viel Gemüse oder andere folatreiche Lebensmittel essen, und sich deshalb mit Präparaten versorgen. Außerdem stärkt eine ausgewogene Ernährung und gute Vitaminversorgung während der Schwangerschaft den körperlichen und emotionalen Zustand der Mutter.
Vor allem grünes Gemüse, wie Brokkoli, Grünkohl, Lauch oder Spinat versorgt dich mit natürlichem Folat. Frische grüne Salate (z.B. Feldsalat), Walnüsse und Sprossen leisten den gleichen Zweck. Aber auch Paprika, Kohlrabi und Rote Bete beinhalten beachtliche Mengen an Folat. Daneben sind Sauerkirschen, Erdbeeren, Vollkornprodukte und ganz besonders Hülsenfrüchte (wie Bohnen, Erbsen, Linsen oder Kichererbsen) gute Folatlieferanten. In dem Fall solltest du jedoch auf langes Kochen verzichten. Durch die starke Hitze wird andernfalls ein Großteil des Stoffs abgebaut. Tierische Lebensmittel wie Eier und Milchprodukte enthalten ebenfalls Folat.
Neben den natürlichen Lieferanten gibt es konzentrierte Folsäure-Präparate, darunter auch Produkte, die gezielt für Schwangere zusammengestellt wurden. Die Supplementierung durch ein geeignetes Folsäure-Präparat ist dringend empfehlenswert. Mit den Präparaten lässt sich die Versorgung gezielt und ohne Risiken steuern. Falls du an starken Verdauungsstörungen leidest oder Medikamente zur Vorbeugung epileptischer Anfälle einnimmst, solltest du die Supplementierung mit Nahrungsergänzungsmitteln mit deinem Hausarzt abstimmen.
Die Die DGE empfiehlt bei einem Kinderwunsch zusätzlich zur normalen Folatversorgung die Ergänzung von 400 µg synthetischer Folsäure pro Tag. Durch diese Maßnahmen kannst du Neuralrohrdefekten beim Kind effizient vorbeugen. Am besten sollte ein Versorgungsbeginn dieser Art mindestens einen Monat vor Schwangerschaftsbeginn stattfinden. Im 1. Trimenon behältst du diese Versorgung bei.
Die Präparate zur Nahrungsergänzung und zur konkreten Versorgung mit Folsäure in der Schwangerschaft (wie z.B. Folio forte, Femibion oder Avitale) unterscheiden sich teilweise in der Zusammensetzung. Oftmals wird bei den marktgängigen Präparaten auch nach Phasen unterschieden, die eine höhere Dosierung im ersten Trimenon vorsehen, gefolgt von einer weiterführenden, aber geringeren Supplementierung während des 2. und 3. Trimenons, sowie in der Stillzeit.
Die Einnahme von Präparaten mit klaren Inhaltsangaben erlaubt dir eine verlässliche Steuerung der Folatzufuhr. Damit kannst du in der Schwangerschaft auf Nummer sicher gehen und einer Unterversorgung oder gar einem Folsäuremangel vorbeugen. Falls du dich dagegen ausschließlich mit Gemüse oder Milchprodukten versorgst, können die vom Körper aufgenommenen Folatmengen deutlich variieren. Das Folat kann beim Kochen sogar verloren gehen.
Ein Folsäuremangel zeigt sich typischerweise in Form von Müdigkeit und Erschöpfung in verschiedenen Formen. Sie begünstigt Blutarmut und kann sich in Form einer blassen Haut zeigen. Auch eine gerötete Zunge mit entzündeten Stellen und ein flacher Atem können Symptom von anhaltendem Mangel an Vitamin B9 sein. Hält der Mangel lange an, so wird das Immunsystem und die Tätigkeit des Herzens geschwächt. Anhaltender Mangel kann in Herzrhythmusstörungen oder eine Depression münden. Eine verlässliche Diagnose kann auch in dem Fall nur ein Arzt leisten. Nicht jede Mattigkeit lässt sich durch Folsäuremangel erklären.
Eine Überdosierung kommt selten vor. Im Falle der Versorgung mit Folat aus Lebensmitteln ist nach aktuellem Stand der Wissenschaft nicht möglich. Bei der Einnahme von künstlichen Folsäure-Präparaten liegt eine Überversorgung dagegen im Rahmen des Möglichen. Sie kann Übelkeit auslösen, zu Schlafproblemen und Reizbarkeit führen. Allerdings ist für eine solche Überversorgung eine erhebliche Menge an Folsäure notwendig.
Bei erwachsenen Menschen geht man von einer Toleranzgrenze von 1.000 µg Folsäure am Tag aus. Erst bei einer anhaltenden Überversorgung ergeben sich solche unerwünschten Nebenwirkungen. Versorge dich einfach entsprechend der Richtwerte der DGE mit Folsäure-Präparaten. Selbst wenn du dann im Alltag zusätzlich viel grünes Gemüse mit Folat zu dir nimmst, ergibt sich dadurch noch lange kein Problem. Mit einer zusätzlichen Folsäureversorgung im empfohlenen Rahmen gehst du also kein Risiko ein.