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Mönchspfeffer (Agnus castus) hat eine jahrhundertealte Tradition in der Frauenheilkunde. Bereits in der Antike kam er bei Menstruationsbeschwerden zum Einsatz. Heutzutage ist das Heilkraut populärer denn je und wurde zur Arzneipflanze des Jahres 2022 gekürt.
Wir erklären im folgenden Artikel, was Mönchspfeffer ist, wie er wirkt und wie das Heilkraut bei Kinderwunsch, PMS und Zyklusproblemen helfen kann.
Bitte beachte: Dieser Kompaktratgeber dient der Information. Er ersetzt jedoch keine professionelle und individuelle Beratung durch deinen Arzt.
Mönchspfeffer ist eine Pflanze mit langer Tradition in der Kräutermedizin. Ihr botanischer Name ist Vitex agnus-castus aus der Familie der Lippenblütler. Umgangssprachlich wird das bis zu 3 Meter hohe strauchartige Gewächs, das optisch an Hanf erinnert, auch Keuschbaum oder Keuschlamm genannt. Letzteres ist die direkte Übersetzung von (lateinisch) Agnus castus. Diese Bezeichnung wird auch im pharmazeutischen und homöopathischen Kontext verwendet.
Die beerenartigen Früchte von Vitex agnus-castus sind in der Umgangssprache auch als Keuschlammfrüchte bekannt - die Früchte des Keuschlamms. Sie sind es, die in getrockneter, pulverisierter Form oder als Flüssigextrakt medizinisch wirksam zum Einsatz kommen - insbesondere in der Frauenheilkunde zur Behandlung hormonell bedingter Beschwerden oder auch als pflanzliches Antidepressivum.
Überlieferungen zufolge verwendeten im Mittelalter einst Mönche die Heilpflanze, um ihren Sexualtrieb zu regulieren und damit das sexuell enthaltsame Leben zu erleichtern. Das soll zu dem Namen "Mönchspfeffer" geführt haben. Die Geschichte des Heilkrauts reicht jedoch deutlich weiter zurück, bis in die Antike. Bereits damals wurden die wirksamen Extrakte aus den Früchten des Mönchspfeffers zur Behandlung von Frauenleiden eingesetzt.
Dem Mönchspfeffer werden zahlreiche Wirkweisen nachgesagt. Nicht alle Einsatzgebiete sind wissenschaftlich belegt, wenngleich die Wirksamkeit in vielen Bereichen aufgrund der traditionellen Anwendung plausibel ist. Anwendung findet der Mönchspfeffer heutzutage in folgenden Bereichen:
Immerhin konnten klinische Studien bislang untermauern, dass Mönchspfeffer bei verschiedenen hormonabhängigen Beschwerden hilft, darunter das Prämenstruelle Syndrom (PMS), Brustschmerzen (Mastodynie), sowie Menstruationsschmerzen und unregelmäßige Monatszyklen.
Als pflanzliches Arzneimittel erhält man Mönchspfeffer überwiegend in Form von Tabletten oder Kapseln, hergestellt aus dem Trockenextrakt der Keuschlammfrüchte. Ebenfalls ist Mönchspfeffer als Tinktur mit dem Auszugsmittel Ethanol erhältlich, sowie gemahlen, zum Hinzufügen zu Lebensmitteln. Die getrockneten, ganzen Keuschlammfrüchte können außerdem zur Zubereitung von Tee verwendet werden.
Die Einnahme sollte täglich und regelmäßig, über mindestens 2 bis 3 Monate erfolgen. Die Dosierungsempfehlungen variieren abhängig vom Grund der Einnahme. Daher ist es sinnvoll, die Anwendung von Mönchspfeffer mit einem Arzt zu besprechen. Schwangeren und stillenden Frauen wird von der Einnahme von Mönchspfeffer abgeraten.
Studien deuten darauf hin, dass die Einnahme von Mönchspfeffer helfen kann, den Hormonspiegel zu regulieren. Dies ist auf seine Einwirkung auf die Hypophyse (Hirnanhangdrüse) zurückzuführen. Agnus Castus selbst enthält jedoch keine Hormone.
Die Inhaltsstoffe der Keuschlammfrüchte wirken im Zusammenspiel ähnlich wie der körpereigene Botenstoff Dopamin, der die Freisetzung von Prolaktin durch ein Andocken an der Hypophyse hemmt. Man bezeichnet die Wirkweise von Agnus Castus daher auch als "dopaminerg".
Mönchspfeffer kann somit helfen, den Prolaktinspiegel zu regulieren. Prolaktin ist ein Hormon, das in der Hypophyse gebildet wird. Es regt die Milchbildung an. Doch was hat das mit dem weiblichen Zyklus oder der Fruchtbarkeit zu tun?
Ist der Prolaktinspiegel hoch, kann dies die Ursache für einen verkürzten oder unregelmäßigen Eisprung (oder auch für Depressionen) sein. Mönchspfeffer kann bei regelmäßiger und längerer Einnahme über mehrere Monate den Prolaktinspiegel senken und sich damit positiv auf die Zykluslänge auswirken. Zudem wirkt er stimmungsaufhellend.
Auch Frauen mit Progesteronmangel kann Mönchspfeffer helfen. Progesteron - auch bekannt als das "Gelbkörperhormon" - wird unmittelbar nach dem Eisprung produziert und unterstützt dabei, die Gebärmutterschleimhaut auf eine mögliche Schwangerschaft vorzubereiten. Bei einem Progesteronmangel, kann sich die befruchtete Eizelle nicht in die Gebärmutter einnisten. Eine Schwangerschaft wird somit verhindert.
Sinkt der Prolaktinspiegel durch die Einnahme von Mönchspfeffer, steigt der Progesteronspiegel an und das Gleichgewicht zwischen Östrogen und Progesteron wird wieder hergestellt. - Eine Grundvoraussetzung für eine Schwangerschaft. Somit gilt der Mönchspfeffer als natürliches Heilmittel bei (unerfülltem) Kinderwunsch.
Wird der Mönchspfeffer in geringer Dosis eingenommen, so beobachteten Forscher eine paradoxe Reaktion in Form einer Umkehr der gewünschten Wirkung. Die Prolaktinausschüttung wurde nicht gehemmt, sondern sogar leicht erhöht. Daher spielt die korrekte Dosierung, ohne Unter- oder Überdosierung eine wichtige Rolle.
Mönchspfeffer gilt allgemein als gut verträglich. Dennoch gibt es mögliche Nebenwirkungen, die bei der Einnahme auftreten können. Hierzu zählen folgende:
Es gibt bislang keine verlässlichen Studien über die langfristigen Auswirkungen der Einnahme von Mönchspfeffer, sowie über die Auswirkungen auf Schwangere oder stillende Mütter.
Bekannt ist allerdings, dass Mönchspfeffer das Hormonsystem beeinflusst und die Milchbildung (Laktation) hemmen kann. Daher sollte er nicht während der Schwangerschaft oder Stillzeit zum Einsatz kommen.
Ferner kann Mönchspfeffer mit anderen Medikamenten, einschließlich oraler Verhütungsmittel (Kontrazeptiva), interagieren. Wenn du also mit der Antibabypille verhütest, solltest du lieber auf Mönchspfeffer verzichten, da seine Einnahme dazu führen kann, dass die Pille unwirksam wird.
Bei Erkrankungen, wie z. B. Parkinson, Endometriose und hormonsensitiven Krebsarten, wie Brustkrebs, Eierstock- oder Gebärmutterkrebs sollte ebenfalls keine Einnahme von Mönchspfeffer erfolgen.
Aufgrund der prolaktinhemmenden Wirkung des Mönchspfeffers drängt sich die Frage nach seiner Eignung zum Abstillen regelrecht auf. Könnte die Heilpflanze nicht etwa eine natürliche Alternative zu den synthetischen Prolaktinhemmern sein? Leider fehlen hierzu klinische Studien und Erfahrungsberichte. Hebammen empfehlen zum Abstillen gerne Salbei- oder Pfefferminztee. Lies dazu auch unseren Ratgeber Abstillen - so klappt es ohne Probleme, sowie diesen Artikel: Tee in der Schwangerschaft - Was ist erlaubt?
Der interdisziplinäre Studienkreis Entwicklungsgeschichte der Arzneipflanzenkunde am Institut für Geschichte der Medizin der Universität Würzburg kürte den Mönchspfeffer zur Arzneipflanze des Jahres 2022. Damit soll die Bedeutsamkeit der Heilpflanze in der Kultur- und Medizingeschichte und der aktuellen Forschung, sowie ihr großes Potenzial für die medizinische Nutzung gewürdigt werden.